: Die Qual mit der Wahl im Knast
■ Krach um Wahlen zur Insassenvertretung in Neuengamme
„Wir machen uns gegenüber den Gefangenen unglaubwürdig“, beklagt sich Gunter Schmiedele. „Wenn wir ständig Wahlen ankündigen, die dann verschoben werden, verlieren die Leute die Motivation.“ Der Insasse der Justizvollzugsanstalt Vierlande – der Knast in Neuengamme – ist einer von sechs Kandidaten bei der Wahl zur Insassenvertretung, die nach seiner Aussage für gestern anberaumt war.
Die stellvertretende Anstaltsleiterin Claudia Dreyer habe den gestrigen Termin jedoch, wie schon zwei frühere Termine, kurzfristig verschoben. Begründung: Anstaltsleiter Hans Brünig sei im Urlaub und sie selbst nicht ausreichend informiert. In einer gemeinsamen Presseerklärung der sechs Wahl-Kandidaten heißt es, die Anstaltsleitung habe „offenbar panische Angst vor der Konstituierung einer demokratisch gewählten Vertretung“.
Claudia Dreyer gibt sich ob solcher Anschuldigungen verblüfft: „Ich weiß von keinem Wahltermin.“ Allerdings hätten sich mehrere Interessierte der Anstaltsleitung zwecks Vorbereitung einer Wahl vorgestellt. Für die Bildung einer Gefangenenvertretung in Neuengamme sei es jedoch problematisch, daß in der Anstalt relativ viele Kurzzeitinsassen lebten, die sich um Knast-interne Angelegenheiten wenig kümmerten. „Grundsätzlich haben auch wir ein Interesse an einer Selbstorganisation der Gefangenen“, so die Vize-Knast-Chefin.
Die „Bundesinitiative zur Gleichstellung im Strafvollzug“ (BIGS), die mit den Bergedorfer Grünen zusammenarbeitet, hat den Knast-Insassen angeboten, sich bis zur Bildung einer eigenen Vertretung für sie einzusetzen. Spenden sind bis zum 31.8. erwünscht unter dem Stichwort „IV 12“ auf das Postbank-Konto 73 66 55, BLZ 200 100 20. uwi
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