: Die Nummer gegen Kummer
■ Hamburger Kindersorgentelefon feiert 25-jähriges Bestehen. 5000 Anrufe jedes Jahr. Samstags beraten Jugendliche
Klar, es sind in erster Linie Mädchen, die anrufen, und das Thema „Partnerschaft und Liebe“ steht ganz oben. „Mädchen haben einen besseren Zugang zu ihren Problemen“, erklärt Monika Steiniger, die Koordinatorin des „Kinder- und Jugendtelefons“, das gestern sein 25-jähriges Jubiläum feierte.
Früher riefen oft Erwachsene „die Nummer gegen Kummer“ an, heute, so Steininger, wären Kinder „schneller dabei, für sich selbst zu sorgen“. Über 5000 Mal klingelte 1999 der Apparat. Oft waren es neugierige Kids, die die gebührenfreie 0800-111 0 333 probierten, aber rund 2000 Mal ging es um Ernsteres.
Die Themen Aussehen, Krankheiten, Suizidgedanken stehen hinter der Liebe an zweiter Stelle, gefolgt von „Ablösungsproblemen“ mit dem Elternhaus. Auch heute noch ringen Teenies um längere Ausgehzeiten, haben Informationsbedarf über Verhütungsmethoden und das berühmte „ersten Mal“. Zugenommen haben nach Wahrnehmung der Kinder-Seelsorger Probleme mit Cliquen. Steininger: „Viele möchten gern dazugehören, und es klappt nicht.“ Auch mit Gewalt in der Familie und schulischen Sorgen wird das im Eimsbüttler Hellkamp residierende Beratungs-Team konfrontiert. Allerdings gibt es zu diesen Themen mittlerweile andere Stellen, die sich kümmern.
Die Anrufer sind meist zwischen 13 und 15 Jahre alt, jünger als zwölf ist nur jeder zehnte. Sechs PsychologInnen teilen sich den Dienst, sind je an einem festen Tag von 15 bis 19 Uhr anrufbar. Montags ist eine türkisch sprechende Mitarbeiterin am Apparat. Der Anteil der Migrantenkinder bei Anrufen wird nicht mehr ermittelt. Steiniger: „Es ist unerheblich. Und wir hören es auch gar nicht mehr raus.“
Seit September beraten immer Samstags auch Jugendliche selbst. Ein Team von zwölf 16- bis 19-Jährigen wurde eigens dafür geschult. Wissen sie am Telefon nicht weiter, steht eine Fachkraft im Nebenraum bereit. Das Projekt laufe gut an und solle im nächsten Jahr mit neuen Jugendlichen wiederholt werden, berichtet Steiniger. Interessierte können unter Tel.: 410 98 00 Näheres erfahren. Kaija Kutter
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