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Archiv-Artikel

„Die Nationalparke waren eine Perle“

Als einer von acht grünen Abgeordneten zog Ernst Paul Dörfler nach der Wahl vom 18. März in die Volkskammer ein. Zusammen mit Matthias Platzeck verstand er sich als Lobbyist für Umweltthemen. Seine Bilanz ist optimistisch

taz: Herr Dörfler, Sie haben zur Volkskammerwahl am 18. März 1990 für die Grünen kandidiert. Als Umweltschützer hätten Sie auch für eine Bürgerbewegung kandidieren können.

Ernst Paul Dörfler: Ich gehöre nicht zu denen, die sich zu allen politischen Dingen zu Wort melden. Ich versuche vielmehr, mein Anliegen umzusetzen.

Gerade zu dieser Zeit gab es in der DDR große Vorbehalte gegenüber Parteien.

Ich war in der DDR bis dahin in keiner Partei gewesen. Ich habe mir aber gesagt, wenn eine neue Partei gegründet wird, die eine grüne Partei wäre, dann wäre das für mich eine moralische Verpflichtung, da mitzutun. So wurde ich zum Gründungsmitglied der Grünen in Ostdeutschland.

Was war Ihr Anliegen? Eine unabhängige aber menschliche DDR, wie bei vielen Oppositionellen? Oder waren Ihre politischen Ziele konkreter?

Ich habe mich schon vor meiner Wahl in die Volkskammer für Ökologie- und Umweltthemen eingesetzt. Das war dann auch mein Schwerpunkt als Abgeordneter. Allein deshalb wäre es mir übrigens nicht in den Sinn gekommen, für das Neue Forum zu kandidieren, weil für das Neue Forum Umweltthemen keine große Rolle spielten.

Sie sind als einer von acht Grünen in die Volkskammer gezogen, zusammen mit dem späteren Brandenburgischen Umweltminister Matthias Platzeck. War das eine gute Zeit für die Umwelt in Ostdeutschland?

Es war eine gute und eine anstrengende Zeit. Es war unglaublich viel, was wir da zu bewältigen hatten. Aber für die kurze Zeit haben wir ziemlich viel geschafft, vor allem im Umweltbereich.

Was war Ihr größter Erfolg damals?

Die Ausweisung der Nationalparke und der anderen Großschutzgebiete war natürlich eine Perle. Das war ein Erfolg, der noch heute sichtbar ist. Da haben wir was ganz Eigenes auf den Weg gebracht, was es im Westen so nicht gegeben hat.

Heute, 15 Jahre später, haben wir einen grünen Umweltminister. Ist alles im grünen Bereich?

Ein anderes Thema war die Energiepolitik. Wir wollten nicht, dass die westdeutschen Konzerne ihre Strompolitik einfach auf den Osten Deutschlands übertragen. Da haben wir, was die regenerativen Energien anbelangt, heute viel erreicht. Das gilt auch für den Hochwasserschutz, die Flusspolitik. Ich wäre aber nicht der, der ich bin, wenn ich mich damit zufrieden gäbe.

Was gibt es noch zu tun?

Ein Großteil der Probleme ist nur vordergründig gelöst. Wenn die Flüsse heute sauberer sind, hat das auch mit den Stilllegungen der Industrie zu tun. Dort, wo die Industrie hingegangen ist, in Osteuropa, ist also noch viel zu tun. Wir haben die Probleme oft nur exportiert.

Sie haben 2002 in Sachsen-Anhalt erneut für die Grünen kandidiert? Hat Ihre Partei in Ostdeutschland überhaupt eine Chance? Mit der Abwanderung in den Westen geht ja auch ein Teil der grünen Wählerklientel.

Ich bin Optimist, aber leicht wird das nicht.

INTERVIEW: UWE RADA