: Die Musik spielt woanders
■ BMG Ariola verlässt Hamburg in Richtung Berlin. Kein Vergleich zu Universal
Es ist kein zweiter Fall Universal, doch der Exodus der Musikbranche aus Hamburg setzt sich fort. Die Bertelsmann-Tochter BMG Ariola bricht zum 1. Januar kommenden Jahres ihre Zelte an der Osterstraße in Eimsbüttel ab und geht nach Berlin – wo das Unternehmen schon jetzt einen größeren Standort unterhält. „Das ist das Resultat unternehmensstrategischer Überlegungen, wir positionieren uns neu“, sagt Katja Neese, Managerin in der deutschen BMG-Zentrale in München. Zweifellos sei der „Standort Berlin künftig für die Musikleute ein wichtiger“. 31 MitarbeiterInnen aus Hamburg werden umziehen müssen.
BMG-Ariola legt Hamburg und Berlin zusammen, auch der bisherige Standort Köln soll mittelfristig aufgegeben werden. „Es gilt, die kreativen Kräfte zu bündeln, um optimale Voraussetzungen für die Vermarktung internationaler Stars zu schaffen“, nennt das Vorstand Christoph Schmidt, doch dem Unternehmen werden auch wirtschaftliche Probleme nachgesagt – wahrscheinlich der Hauptgrund für die Entscheidung, Standorte zusammenzulegen.
In Hamburg werden bei BMG KünstlerInnen wie Natalie Imbruglia oder die Foo Fighters vermarktet, das Gesamtunternehmen hat zudem so zugkräftige Leute wie Whitney Houston oder Peter Maffay unter Vertrag. Zu dem Unternehmen gehören bekannte Plattenlabels wie Ariola, RCA und Amiga. Erst im September hatte sich der Konzern-Vorstand für den europäischen Markt neu konstituiert. Die Umstrukturierungen des deutschen Marktes gehören zu den ersten durchgreifenden Maßnahmen der neuen Führung.
Vor einem Jahr hatte bereits der Musikkonzern Universal seinen Umzug nach Berlin angekündigt und damit zwischen dem Hamburger und Berliner Senat für erhebliche Verstimmung gesorgt – es war bekannt geworden, dass Berlin das Unternehmen mit fast 40 Millionen Mark Subventionen geködert hatte. Der Umzug von BMG Ariola ist damit nicht vergleichbar. Während es bei Universal um einige hundert Arbeitsplätze und einen Totalumzug in die Hauptstadt ging, sind die Dimensionen diesmal erheblich geringer.
Die neuen Mehrheitsverhältnisse im Senat mit einem regierenden Rechtsblock haben die Entscheidung von BMG nicht befördert, sagt Katja Neese. Allerdings auch nicht richtig behindert. „Als Kreativer, der beruflich auch mal was Verrücktes tun will und muss, möchte man ja nicht unbedingt in so einem Umfeld arbeiten“, sagt die Managerin. Peter Ahrens
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