Die Liga: Der Spieltag im Überblick
Bayern zeigt jetzt schon den anderen Vereinen das Rücklicht. Nur Schalke wird derzeit als ernster Gegner eingeschätzt. Stuttgart leidet unter Titeldruck und Magath schärmt von Marcelinho.
DÜSSELDORF taz/dpa "Von meiner Seite aus könnte es so weitergehen", frohlockte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer nach der 4:0-Gala bei Werder Bremen. Seit 40 Jahren hatte sein Club in dem Nord-Süd-Hit nicht mehr so hoch gewonnen. Sportlich auf Augenhöhe mit den aufgerüsteten Bayern sind momentan nur die Schalker, die sich mit 4:1 im emotionalen Westderby gegen Borussia Dortmund für die bittere, den Titel kostende 0:2-Niederlage vor 14 Wochen revanchierten. Dagegen legte Meister VfB Stuttgart mit dem 1:3 bei Hertha BSC einen kapitalen Fehlstart hin.
Bei Borussia Dortmund muss nach der zweiten Niederlage in der neuen Saison wieder mit Selbstzweifeln kämpfen. "Das muss Konsequenzen haben", forderte erbost BVB-Präsident Reinhard Rauball mit Blick auf insgesamt sieben Gegentreffer und den letzten Tabellenplatz. Für weitere Unruhe in Dortmund könnte der Rassismus- Vorwurf gegen BVB-Torwart Roman Weidenfeller sorgen, der den Schalker Gerald Asamoah als "schwarzes Schwein" bezeichnet haben soll. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat Ermittlungen angekündigt.
Bei Schalke 04 keimt dagegen nun doch die Hoffnung, dass trotz der zurückhaltenden Einkaufspolitik die Qualität für einen Titelangriff reicht. "Dieser Sieg gibt uns die Meisterschaft nicht zurück, ist aber ein wenig Balsam", meinte FC-Manager Andreas Müller. Der exzellente Schalke-Spieler Christian Pander ist überzeugt, dass es so weitergeht: "Wir haben das Zeug, um oben mitzuspielen."
Die Ergebnisse:
Karlsruher SC - Hannover 96 1:2
Rostock - 1. FC Nürnberg 1:2
Bielefeld - Eintracht Frankfurt 2:2
MSV Duisburg - VfL Wolfsburg 1:3
Hertha BSC - VfB Stuttgart 3:1
FC Schalke 04 - Dortmund 4:1
Bremen - Bayern München 0:4
Hamburger SV - Leverkusen
Energie Cottbus - VfL Bochum
Torerzieler
2 Tore: Wichniarek (Bielefeld), Toni, Klose (beide Bayern), Hajnal (Karlsruhe), Ishiaku (Duisburg), Radu (Wolfsburg)
Tabelle
Verbalie des Spieltags
"Wir haben heute eine verkorkste Saison gerettet." (Kommentar von Hannovers Trainer Dieter Hecking nach dem 2:1 in Karlsruhe, dem ersten Saisonsieg)
Nächster Spieltag
Freitag: Bochum - HSV; Samstag: Stuttgart - Duisburg, München - Hannover, Leverkusen - KSC, Nürnberg - Bremen, Dortmund - Cottbus, Bielefeld - Hertha; Sonntag: Frankfurt - Hansa Rostock, Wolfsburg - Schalke
Diesen Anschein erweckt Titelverteidiger Stuttgart nicht. "Das darf nicht passieren, wir haben das Spiel klar dominiert", wetterte VfB-Chefcoach Armin Veh. "Ich sehe es nicht dramatisch, allerdings fehlen die Punkte." Aufatmen konnte man bei den Berlinern, denen man nach dem radikalen Umbruch und den vielen Spielerverkäufen wenig zutraute. "Wir sind glücklich, weil keiner damit gerechnet hat", meinte Hertha-Torschütze Malik Fathi.
Als Spitzenmannschaft hatte auch niemand Arminia Bielefeld auf dem Zettel, das nach dem 3:1 in Wolfsburg nun ein 2:2 gegen Eintracht Frankfurt nachlegte - und sich dabei dumm anstellte. "Wir waren zu doof zum Gewinnen", sagte Arminia-Profi Matthias Langkamp. Denn nach einer 2:0-Führung hatte man sich den Sieg noch in den letzten drei Minuten entreißen lassen. Der Abwehrspieler gewann der Schlafmützigkeit aber noch etwas Gutes ab: "Wären wir noch Tabellenführer geworden, hätten alle verrückt gespielt."
Entzückt war Wolfsburgs Trainer und Manager Felix Magath nach dem 3:1 beim Aufsteiger MSV Duisburg über seinen genialen Brasilianer Marcelinho. "Er ist der Spieler, der den Unterschied in einer Mannschaft ausmacht", meinte er. Mit einem Treffer und zwei Vorlagen war der Brasilianer Garant für den ersten Saisonerfolg. Anerkennung fand Marcelinho auch bei seinem für Duisburg spielenden Landsmann Ailton, der nach 15 Monaten ein erfolgloses und blasses Bundesliga-Comeback von 36 Minuten gab: "Er hat das Spiel allein gewonnen."
Der von vielen als Absteiger Nummer eins angesehene FC Hansa Rostock bestätigte diese Einschätzung mit der zweiten Saisonniederlage gegen den 1. FC Nürnberg (1:2). Um das Ziel Klassenverbleib doch zu schaffen, wollen die Rostocker sich noch einmal auf dem Transfermarkt umschauen. "Wenn wir einen Spieler finden, der zu uns passt und der uns weiterhilft, werden wir ernsthaft darüber nachdenken", sagte Hansa-Coach Frank Pagelsdorf. Vermasselt hat Mitaufsteiger Karlsruher SC mit einem 1:2 gegen Hannover 96 das erste Bundesliga-Heimspiel seit neun Jahren. Die Niedersachsen wollen nach diesem Erfolg nun dem FC Bayern als erste ein Bein stellen. "Jetz wollen wir auch gegen die Bayern etwas holen", kündigte 96-Coach Dieter Hecking an.
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