: Die Leiche lebt
Die Schaubühne zeigt noch einmal „Dantons Tod“
Dass Georg Büchner mit „Dantons Tod“ einen Hammer der Weltliteratur hingerotzt hat, den man gesehen haben muss, bestreitet niemand. Der Kampf des Individuums mit der entfesselten Geschichte, der Widerstand des Körpers gegen die Ideologie, der unsterbliche wie universale Satz von der Revolution, die ihre Kinder frisst – das ist großes Theater. Die Inszenierung von Thomas Ostermeier aber war eher umstritten: Er habe keine eigene Lesart gefunden, hieß es. Weil er sich eng an den Text gehalten und den Satz, wir seien alle nur Marionetten, clownesk verbildlicht hat. Sein Bühnenbild erinnere an Brecht, vorherige Inszenierungen würden eklektisch zitiert. Vielleicht ist man mit dem Jungstarregisseur auch deshalb so streng, weil er mit seinem „Manifest“ über ein neues politisches Theater einen so hohen Anspruch formulierte, der ihm jetzt um die Ohren gehauen wird. Auf dem Festival in Avignon jedenfalls kam die Inszenierung gut an.
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