Die Kunst der Parodie: Mit Charme und Methode
Feministinnen äußern mit Video-Parodien auf Robin Thickes „Blurred Lines“ ihren Unmut über die Darstellung von Frauen. Und drehen den Spieß um.
Frauen mit weißen Schuhen und einem hautfarbenen String bekleidet laufen mit leuchtend roten Lippen durch das Bild. Ihre Blicke variieren zwischen unschuldig und lasziv, während sie simple Tanzbewegungen machen oder sich an den Sänger schmiegen.
Die Frauen wirken wie eine Dekoration, mit der sich Robin Thicke und Pharrell Williams im Musikvideo von „Blurred Lines“ (unzensierte Fassung) schmücken. Der Track war in mehr als 65 Ländern auf Platz 1 der Singlecharts. Da kann ein feministischer Aufschrei nicht ausbleiben.
Auf Youtube finden sich mittlerweile sechs Video-Parodien, die von Frauen stammen. Darin sind sie das starke Geschlecht und lassen Männer knapp bekleidet um sich herumtänzeln. So auch im Video der US-Schauspielerin und Komödiantin Melinda Hughes.
“Baby, I can hear what you‘re trying to say. Dragging me back to the stone age. Maybe I want respect“, dichtet sie die Originalverse um und zeigt damit ihr Unverständnis über eine solche Vorführung von Frauen. Den Titel „Blurred Lines“ wandelt sie deswegen zu „Lame Lines“ um.
Robin Thicke verteidigt sich mit den Worten, dass es im Video und im Lied darum gehe, Tabus zu brechen. „You‘re the hottest bitch in this place. I know you want it“, trällert er. Damit bricht er kein Tabu – er verfestigt vielmehr die männliche Wunschvorstellung einer Frau, die sich nur deswegen hübsch macht, um als Sexobjekt wahrgenommen zu werden. Darauf kennen vier Studentinnen aus Auckland in ihrer Video-Parodie nur eine Antwort: „Boy, you‘d better quit all your sexist ways.“
Der Gegenangriff dieser Frauen ist mit einem zwinkernden Auge zu verstehen, denn die halbnackten Männer werden in den Videos nicht degradiert. Durch die parodistische Version wird vielmehr der Blick dafür geschärft, wie unangebracht das Festhalten an sexistischen Rollenbildern ist.
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