: Die Höhe des Tellerrandes
Produzent Eike Besuden über gute Ideen, Filmförderung in Deutschland und die Tücken des Erfolgs
Der Bremer Produzent und Regisseur Eike Besuden, 56, machte 2001 zusammen mit Pago Balke die Ausreißer-Komödie „Verrückt nach Paris“ – ein großer Erfolg nicht nur auf Filmfestivals, sondern auch an den Kinokassen. Derzeit ist Besuden damit beschäftigt, mit finanzieller Unterstützung von Nordmedia und Sat1 die Komödie „Casanova“ (Arbeitstitel) fertig zu stellen.
Herr Besuden, was macht eigentlich ein Produzent?
Die Hauptaufgabe des Produzenten ist, die Bedingungen dafür herzustellen, dass der Film das Licht der Welt erblickt. Das heißt, auf der einen Seite eine inhaltliche Entwicklung des Filmstoffes voranzutreiben, zusammen mit Autoren oder mit Redakteuren von Sendern. Auf der anderen Seite muss der Produzent dafür sorgen, dass die finanzielle Realisierung des Projektes möglich gemacht wird. Drittens stellt er gemeinsam mit den bis dahin am Projekt Beteiligten den Stab und die Besetzung zusammen.
Wie gehen Sie vor, wenn Sie Geld für eine Filmproduktion akquirieren müssen?
Das ist sehr unterschiedlich. Die Frage ist erst mal: Ist es eine Kinoproduktion oder eine Fernsehproduktion? Beim Fernsehen ist das relativ einfach: Das sind in der Regel Auftragsproduktionen für einen Sender. Bei einer Kinoproduktion kann ein Fernsehsender dabei sein, muss aber nicht. Da kann es auch die Filmförderanstalten geben, die das Projekt mit anschieben.
Welche Rolle spielen bei Ihrer Arbeit Filmförderanstalten?
Die Filmförderanstalten spielen immer eine Rolle. Man finanziert Filme auch über mehrere Filmförderanstalten in den Bundesländern, je nachdem, wo man glaubt, zu drehen und Geld ausgeben zu können – daran ist die Förderung ja immer gebunden.
Sich bei den Förderanstalten Geld zu holen, ist nicht leicht, weil es natürlich viele Menschen mit guten Ideen gibt, die Anträge stellen. Man muss zusehen, dass man mit dem eigenen Projekt schon relativ weit ist, damit die Entscheider in den Gremien sich vorstellen können, dass es ein erfolgreicher Film wird. Ein Exposé oder Treatment nützt da noch nichts: Man ist schon ein gutes Stück weiter, wenn man ein Drehbuch hat, einen Regisseur und vielleicht zwei bis drei gute Schauspieler.
„Verrückt nach Paris“ kostete rund 3,5 Millionen Mark. Wie hoch war der Anteil der Filmfördermittel am Budget?
Etwa ein gutes Drittel.
Hätte die Produktion auch ohne die Filmförderung geklappt?
Nein.
Inwieweit würden sich die Kürzungen in Hamburg auch für Nicht-Hamburger bemerkbar machen?
Wenn ich ein Projekt habe und dafür auch in Hamburg Mittel beantrage, merke ich, dass der Topf kleiner geworden ist. Das macht natürlich die Chancen geringer, auch für Filmemacher aus anderen Bundesländern, die in Hamburg produzieren wollen.
Filmförderung ist in Deutschland insgesamt relativ gering. Viele Produktionen kommen ohne diese Förderung nicht über den Tellerrand. Es ist ein Bereich von Kultur, in dem es sowohl die Notwendigkeit einer Förderung gibt als auch die finanziell lukrativen Riesenerfolge: Von Erfolgen wie „(T)Raumschiff Surprise“ kann eine Produktionsfirma natürlich fünf neue Filme produzieren – davon haben aber die Leute nichts, die neu in dem Geschäft sind und irgendwo einen Antrag stellen. Dafür ist Filmförderung notwendig: Um die anderen, die gute Ideen haben, auch zum Zuge kommen zu lassen.
Interview: Klaus Irler