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Die Gretchenfolge

■ Theater-Theater im Schnürschuh-Theater

Überall außenrum kranke Welt. Denkt sich das Theater: Lieber keine waghalsigen Diagnosen erstellen, lieber den eigenen Puls fühlen. Lieber sich selbst im Spiegel betrachten, als das Elend zu spiegeln. Lieber vor der eigenen Tür kehren, da tritt man wenigstens niemandem auf die Füße.

In Lutz Hübners „Gretchen 89 ff“ geht's um das Theater, genauer: über die Leute, die darin arbeiten. Dem Theatermenschen wird man gerecht, indem man ihn in einzelne Typen unterteilt. Unter den Regisseuren findet Hübner beispielsweise den Streicher, dem der Dramentext völlig egal ist, den Schmerzensmann, der von seinen Schauspielern echte Tränen sehen will oder den Haudegen, der als alter Hase ganz und gar in der Theatergeschichte lebt.

Diese Originale konfrontiert Hübner mit der entrückten Diva oder der übermotivierten Anfängerin, mit dem Requisiteur oder der Dramaturgin. Den verschiedenen Einzelszenen ist nur eines gemein: Es geht immer darum, die Szene „Gretchen 89 ff“ zu proben.

Regisseur Kurt Wobbe inszeniert „Gretchen 89 ff“ als bodenständige Komödie. Seine beiden Schauspieler Claudia Böttcher und Uwe Seidel dürfen sich in den neun Szenen mit insgesamt achtzehn Typen ordentlich ausspielen, zumal das Stück von vorneherein darauf angelegt ist, Klischees zu bedienen. Der Effekt ist eine humorvoll-harmlose Parodie auf die Eitelkeiten und das Sich-Wichtig-Nehmen der Theatermenschen mit dem Fazit: Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, kochen sie alle auch nur mit Wasser. kli

Vorstellungen am 22.2., 27.2., 28.2., 1.3. (jeweils 20 Uhr), 14.3. und 15.3. (jeweils 19 Uhr 30)

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