Die Gesellschaftskritik: Kim nimmt eine Auszeit
Kim Kardashian wurde ausgeraubt und hat es verdient – glauben zumindest Karl Lagerfeld und ein paar Millionen Follower.
Es ist beängstigend ruhig auf Kim Kardashians Instagram-Account. Kardashian, die vor allem durch die ununterbrochene Onlineausstellung ihres luxuriösen Alltagslebens Ruhm erlangte, hat kein einziges Foto mehr von sich gepostet – seit Montagmorgen.
Dem Morgen, an dem sie in einem Pariser Hotelzimmer ausgeraubt wurde, von bewaffneten Dieben, die als Polizisten verkleidet waren und Juwelen im Wert von 10 Millionen US-Dollar mitnahmen. Die Social-Media-Ikone war mittendrin. Und ist seitdem offline.
Viel wurde über die Woche hinweg in den Medien gemutmaßt zu dem Raub. Gegen Kardashians Bodyguard soll ein Insolvenzverfahren laufen, meldete die Süddeutsche Zeitung, die Forderungen beliefen sich auf über eine Million US-Dollar. Ein Inside-Job also?
Kardashian gebe sich selbst die Schuld an dem Überfall, weil sie ihre Klunker wenige Tage zuvor im Netz zeigte, schrieb People. Der erbeutete Schmuck soll nur geliehen sein, heißt es bei Gala.de. Das Aus für Kimstagram?
Solidarität vs Mobbing
Auch Prominente meldeten sich zu Wort und verkörperten quasi die beiden Strömungen der 85 Millionen Kardashian-Follower: Die, die Kim lieben und die, es lieben, Kim zu hassen.
„Girls“-Star Lena Dunham etwa erklärte über ein Selfie Solidarität mit Kardashian: „Mein Herz ist mit Kim.“ Karl Lagerfeld dagegen ätzte, Kardashian brauche sich nicht wundern, wenn sie ihren Reichtum so zur Schau stelle, und „andere etwas davon abhaben wollen.“
Was macht Lagerfeld nochmal? Ach ja, er designt luxuriöse Mode für reiche Frauen. Und wie ist das jetzt nochmal, wenn Frauen Minirock tragen und belästigt werden? Anderes Thema.
Man muss jedenfalls nicht Kardashian-Fan sein, um zu erkennen, dass das, was Lagerfeld abzieht, Cyber-Mobbing ist. Aber vielleicht sieht man leichter darüber hinweg, wenn sich Mobbing gegen jemanden richtet, der so viel auf Inszenierung gibt, dass man kaum mehr das Menschliche dahinter erkennen kann.
Das aber sollte sich spätestens nach der siebentägigen Onlineabstinenz der sonst so exhibitionistischen Diva gezeigt haben. Der Schock sitzt sichtlich tief. Man kann ihr nur das Beste wünschen. Denn so oder so: Das Internet ist ziemlich öde ohne Kim.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Grünes Wahlprogramm 2025
Wirtschaft vor Klima
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Foltergefängnisse in Syrien
Den Kerker im Kopf
Parteiprogramme für die Bundestagswahl
Die Groko ist noch nicht gesetzt