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Die Folgen von FukushimaDéjà-vu des Super-GAUs

Die Atomkatastrophe mobilisiert in Deutschland Tschernobyl-Ängste – statt Mitgefühl mit der japanischen Bevölkerung. Die bange Frage in Asien lautet: Wohin weht der Wind?

Wind von Osten! Tagesschau, 1986. Bild: screenshot youtube

Das erste Statement von Umweltminister Norbert Röttgen (CDU), das im Fernsehen gesendet wurde, war eine Beruhigungspille für die Deutschen. Japan sei weit entfernt, verriet Röttgen, es bestehe hierzulande keine Gefahr. Auch in den vielen Interviews mit eilig mobilisierten Experten wurde immer wieder gefragt, ob die Strahlenwolke von Fukushima uns in Europa heimsuchen könne.

Während vor Ort Atomwerker, Sicherheitsbehörden und Katastrophenhelfer verzweifelt gegen das nukleare Inferno kämpfen, scheint die Unversehrtheit der heimischen Scholle für manche das wichtigste Thema zu sein. Es verrät einen erstaunlichen Mangel an Empathie und Menschlichkeit, jetzt nicht zu fragen, ob weite Teile Japans unbewohnbar werden und ob es gelingt, das Herausschleudern des verheerenden radioaktiven Inventars aus den Reaktorruinen zu verhindern, sondern danach, ob in Castrop-Rauxel womöglich das Risiko steigt.

Deutschland, da hat Röttgen recht, ist viele tausend Kilometer von dem Unglücksort entfernt. Der Großraum Tokio mit seinen 35 Millionen Einwohnern liegt dagegen gerade mal gut 200 Kilometer südöstlich von Fukushima. An eine Evakuierung ist nicht zu denken. Tokio ist, wie viele andere japanische Städte, direkt bedroht – nicht die norddeutsche Tiefebene.

Vermutlich sind es die Erinnerungen an Tschernobyl, die uns in die Quere kommen, wo sich doch – ein Déjà-vu des Super-GAUs – die Reaktorkatastrophe in Japan fast punktgenau 25 Jahre nach der von Tschernobyl ereignet. Die Jubiläumsartikel zu Tschernobyl sind schon recherchiert, teils auch schon gedruckt, oder sie liegen in den Schubladen. Vor wenigen Tagen erschien in der Mitgliederzeitschrift der Ärzte gegen Atom ein langes Interview mit dem früheren Umweltberater Gorbatschows, Alexej Jablokow. Die Überschrift und zugleich Jablokows Schlusssatz: "Ein zweites Tschernobyl rückt näher!"

Vergleiche mit Tschernobyl sind zwar, was den emotionalen Schock, was Angst und Schrecken angeht, durchaus berechtigt, aber die jetzige Situation ist grundverschieden. Die Informationspolitik in Japan mag beschönigend und verschleiernd sein, doch wer genau hinhört, weiß, was die Stunde geschlagen hat. Dank Internet und Pressefreiheit in der westlichen Gesellschaft läuft diese Katastrophe in Zeitlupe vor unser aller Augen ab. Wir können nicht wegsehen, wir können der Wucht dieser Ereignisse nicht ausweichen.

In Tschernobyl wurden die Informationen hinter dem Eisernen Vorhang versteckt und bewusst so lange zurückgehalten, bis schwedische Messstellen eine erhöhte Radioaktivität festgestellt und Alarm geschlagen hatten.

Chaotischer Nachrichtensalat

In Fukushima erhalten wir dagegen alle verfügbaren Informationen sehr schnell und ungeordnet. Es fehlt an Klarheit. Der chaotische Nachrichtensalat aus Explosionen, Kernschmelzen und Meerwasserkühlung ist angesichts eines ganzen Rudels außer Kontrolle geratener Reaktoren und des hektischen Überlebenskampfs der Atomwerker völlig "normal".

In Japan wissen weder Wissenschaftler noch Politiker, weder Atomaufseher noch Betreiber, was hinter der Betonhülle im stählernen Containment mit dem glühenden Brei des geschmolzenen Reaktorkerns tatsächlich geschieht. Das ist fast noch beunruhigender als die Nachrichtensperre von Tschernobyl – deshalb erinnert Fukushima auch eher an Harrisburg.

Nach der Explosion in Tschernobyl war die radioaktive Wolke über Europa gezogen und hatte viele Gebiete in Ost und West mit dem strahlenden Fallout direkt verseucht. Weißrussland und die Ukraine waren am stärksten betroffen, aber auch Schweden, Finnland, Bayern und Teile Ostdeutschlands. Wir erinnern uns, wie hierzulande der Salat auf den Äckern verfaulte und das Gemüse untergepflügt wurde, wie die Hamsterkäufe zunahmen und wie wir nach der Tagesschau auf die Wettervorhersage starrten, als hinge unser Leben davon ab. Wind von Osten! Regen! Was können wir überhaupt noch essen!

Eine schwangere Freundin ließ sich ihre Lebensmittel monatelang aus dem Ausland zuschicken, aß vor allem Honig aus Kanada und studierte die Becquerel-Listen der Bürgerinitiativen mit verbissener Sorgfalt.

Jetzt sind die Japanerinnen und Japaner, die Indonesier und Malaysier ebenso der Wetterentwicklung ausgeliefert. Aber noch ist unklar, ob sich die Kernschmelze tatsächlich durch den Reaktorkessel fressen wird. Noch weiß niemand, wie viel radioaktive Strahlung diesmal über die Menschheit kommt. Und egal in welcher Richtung dann der Wind weht: Die freigesetzten Radionuklide bleiben auf dieser Welt. Für einige tausend Jahre!

Der Pazifik ist kein Atomklo

Die Hoffnung, der Wind könnte die Wolke aufs Meer und damit aus der Gefahrenzone treiben, ist zwar verständlich und naheliegend, aber auch ein wenig naiv. Auch der Pazifik ist kein Atomklo, in dem die strahlende Fracht für immer verschwinden könnte. Die Strahlung würde dann zwar nicht direkt die Wohngebiete Japans oder Indonesiens verseuchen. Aber über die Nahrungskette kämen Cäsium, Strontium und Plutonium wieder zurück.

Die japanische Fischindustrie, die größte weltweit, hätte einen gewaltigen Schlag zu verdauen. Die Einkaufskörbe der Japanerinnen und Japaner mit ihrem Pro-Kopf-Verbrauch von 70 Kilo Fisch im Jahr (in Deutschland sind es 15 Kilo) wären von heute auf morgen mit Verbotsschildern und Geigerzählern umstellt. In Fukushima wird also nicht allein die Windrichtung das Ausmaß der Verseuchung bestimmen. Entscheidend bleibt die Menge der freigesetzten Radioaktivität. Ausgehend von dieser Strahlenmenge, ließe sich die Zahl der Krebstoten und Strahlenopfer aus statistisch-mathematischen Modellen hochrechnen.

Angesichts der globalisierten Warenströme würden natürlich auch bei uns verstrahlte Flossentiere auf den Tellern liegen. Sushi und Algen würden von der Speisekarte verschwinden. Vom japanischen Grüntee, der längst zum festen Inventar gesundheitsbewussten Lifestyles gehört, gar nicht zu reden. Dass wir in einer Welt leben, dass die Risikotechnologien grenzüberschreitend die gesamte Weltgemeinschaft bedrohen, wird mit den gespenstischen Silhouetten der geborstenen japanischen Reaktoren noch einmal überdeutlich. Deshalb kann es nicht nur darum gehen, die Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke zurückzunehmen. Es geht um eine weltweite Korrektur der Atomträume, die als Relikt der Atomeuphorie der Fünfziger Jahre bis heute überdauert haben.

Eine großräumige Verteilung der Strahlenfracht, wie sie auch bei den oberirdischen Atomtests in den Fünfziger und Sechziger Jahren zu beobachten war, ist bei einem Atomunfall dieses Ausmaßes unvermeidbar. Insofern hatte die Atomenergie schon immer globale Ausmaße.

Der Zufall wird dann bestimmen, welche Landstriche stärker betroffen sein werden und welche glimpflicher davonkommen. Wir in Deutschland haben die Gnade der Geografie auf unserer Seite. Insofern sollten wir erleichtert sein und unsere kleinkrämerischen Sorgen in ein Mitgefühl für die japanischen Opfer verwandeln. Ein ganzes Land kämpft gegen eine Atomkatastrophe, die selbst Tschernobyl noch in den Schatten stellen könnte.

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23 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • H
    Helga

    "Es verrät einen erstaunlichen Mangel an Empathie und Menschlichkeit, jetzt nicht zu fragen, ob weite Teile Japans unbewohnbar werden und ob es gelingt, das Herausschleudern des verheerenden radioaktiven Inventars aus den Reaktorruinen zu verhindern, sondern danach, ob in Castrop-Rauxel womöglich das Risiko steigt."

     

    Danke für diesen Satz, er spricht mir aus dem Herzen.

  • CF
    c. franke

    die taz gehört eigentlich nicht zu meiner Leib - und Magenlektüre, bin aber umso mehr überrascht über diesen sehr guten, weil verständlich und prägnant geschriebenen Artikel von Manfred Kriener. In der laufenden Berichterstattung, den sich überschlagenden neuesten Meldungen auf allen Kanälen ragt er heraus. Mir gefällt, dass er beides unterbekommt: Sowohl den historischen Bezug (Tschernobyl, Harrisbusrg), als auch auf die (mediale) Auseinandersetzung hiezulande eingeht. Vielen Dank.

  • H
    Horst

    Nächste Woche wird eine neue Sau durch`s Dorf getrieben.( Auch von der taz ) Dioxin,Guttenberg,

    E10 und jetzt eben gleich der Jackpot: Erdbeben, Tsunami und Akw-Explosionen am Stück.Das wird doch noch zu toppen sein.

  • K
    klaus

    Die Wirtschaftsmacht Deutschland hat Signalwirkung. Die Forderung nach Abschalten der AKWs ist m.E. insbesondere durch Mitgefühl und Ohnmacht begründet.

  • B
    Bernd

    Am Anfang Ihres Artikels sprechen Sie das fehlende Mitgefühl für das japanische Volk an. Liest man weiter, beschreiben Sie nur noch, wie wir doch von der Katastrophe in Japan betroffen sind. Mitgefühl? In Ihrem Artikel kann ich davon nichts finden. Warum schreiben Sie nicht über die Hilflosigkeit der Welt? Warum schreiben Sie nichts darüber, dass alle Organisationen und Länder ihre Hilfe zurückziehen?

  • K
    Karsten

    Meine kleine unbedeutende Meinung:

    Die Sendung von Anne Will war der mediale Super-GAU!

    In Japan sterben zehntausende Menschen durch die Beben und den Taunami und Frau Will findet kein Wort der Beileidsbekundung. Wir haben uns die Sendung zweimal angeschaut und ganz genau darauf geachtet, was gesagt wurde!

    Statt dessen wird in Anwesenheit des japanischen Botschafters und anderer Japaner das Faß der unversöhnlichen Diskussion über AKWs aufgemacht! Es wird nicht darüber geredet, wie den japanischen Opfern der Naturkatastrophe geholfen oder gespendet werden kann, sondern diese sehr hohe Opferzahl geradezu durch Frau Klausmann-Sittler als unbedeutend dargestellt, um nicht verhöhnt zu sagen, im Vergleich zu dem was eventuell vielleicht noch passieren könnte, wenn es zu einem GAU kommen würde. Diese Spekulationen helfen den Opfern nichts, sind sogar menschenverachtend, und dienen nur politisch/ideologischen Interessen hier in Deutschland zu einem Zeitpunkt, wo Schweigen und Andacht gefragt wären! Diese Sendung war eine sehr große Schande!

    Zu viele Deutsche scheinen sich zu großen Egoisten entwickelt zu haben, was sich auch im Verhalten der Medien als Spiegel der Gesellshaft widerspiegelt. Show statt Mitgefühl und die Breitschaft zu helfen. Das ganze Verhalten der Medien und Experten sollte in einigen Wochen chronologisch aufgearbeitet werden ala Guttenplag, um herauszufinden, wo objektiv und menschlich und damit gemäß des journalistischen und wissenschaftlichen Kodex gehandelt wurde und wo es nur um Selbstprofilierung und Schlagzeilen auf Kosten der Opfer der japanichen Katastrophe ging. Unterirdischer geht es jedenfalls nicht mehr wie in den letzten Tagen.

  • G
    gregor

    Ein typischer Fall der optischen Täuschung. Man redet gerne über eine "unsichtbare Katastrophe" in der Art von Tschernobyl, weil mit ihr mehr Sorgen bedient werden können. Die ökologische Katastrophe, durch die Tsunamiwellen hervorgerufen, ist dagegen nicht so spektakulär, weil fassbar. Egal, wie schädlich und sogar sicherlich noch schädlicher als der jetzige Unfall am Kraftwerk.

  • L
    Lückenfinder

    Der Autor hat eine Lücke gefunden über die in den letzten Tagen noch nicht ausführlich berichtet wurde. Es geht nicht um deutsche Kleinkrämerei, wenn man nach dem Blick auf Japan - und was soll man sonst im Moment machen? - den Blick wieder auf seine Füsse richtet und fragt, was das für einen selbst bedeutet. Im Bezug auf Gefahr, im Bezug auf Zukunft. In Japan ist eine Katastrophe geschehen und die meisten Berichte und Kommentare enthalten auch entsprechende Besorgnis und Mitgefühl für die Japaner.

     

    Mindestens ebenso zu hinterfragen wäre die Umschaltung von der Katastrophe auf alltägliches, in allen Medien inkl der TAZ. Wie verträgt sich Sportberichterstattung, Glossen mit den Meldungen aus Japan? Oder ist es doch schlichtweg menschlich, nicht den ganzen Tag bedrückt zu sein, wenn man doch selber nicht aktiv helfen kann?

  • IT
    in transit

    "Das Letzte, was wir hören, bevor die Welt explodiert ist ein Experte, der sagt: Das ist technisch unmöglich" (Peter Ustinov)

  • N
    niemand2011

    "Super-GAU"? Haben wir uns auf den Sprachgebrauch geeinigt? Steigerungsform des Größten anzunehmenden Unfalls?

  • F
    Felix

    Ob von nun an der Walfang mal aufhoert? Oder auch die maßlose Fischerei? Die Natur wehrt sich, irgendwie.

  • P
    Pirilampo

    Der erste vernünftige Artikel, den ich zu dem Thema lese (und nicht immer die Liveticker-Mist). Endlich wird die Naivität bei der Frage nach der Windrichtung unterstrichen. Danke.

     

    P.S.:

    Danke auch dafür, dass Sie nicht von Atomwerkerinnen schreiben!

  • FU
    freche Unterstellung

    Der Autor Manfred Kriener unterstellt einfach ganz frech, dass sich jeder, der sich um die persönliche Bedrohung für sich, seine Familie und seine Umgebung sorgen macht, gleichzeitig ein mieses Schwein ist, das sich einen Scheißdreck dafür interessiert, ob in Japan Menschen an der Strahlung verrecken. Das ist nicht weniger als eine bodenlose Unverschämtheit lieber Herr Kriener und zeugt davon, dass SIE keine Empathie für ihre Mitmenschen, für besorgte Mütter und Familienväter haben!

     

    Wollen sie uns erzählen, dass sie so ein toller Gutmensch sind, der sich bei jeder Naturkatastrophe und jeder globalen Bedrohung erstmal Gedanken um irgendwelche unbekannten Personen irgendwo in 9000 Kilometer machen, bevor sie auch nur einen ersten Gedanken um ihre eigenen Kinder und ihre Familie, um sich selbst machen?

     

    Entschuldigung, aber das ist pure Heuchelei und Blödsinn! JEDER Mensch macht sich erstmal sorgen um seine ihm bekannten Menschen - 1. ist daran nichts verwerfliches und 2. schließt das informieren über die Gefahr für sich, seine Familie und seine Umgebung nicht aus, dass man auch Mitgefühl für völlig unbekannte Menschen am anderen Ender der Welt haben kann.

     

     

    Es ist nicht nur völlig natürlich und menschlich, sondern auch richtig und gut, wenn sich Menschen erstmal über mögliche Gefahren für sich und ihre Umgebung infomieren, denn hier könnte man (falls nötig) auch AKTIV etwas für sich und seine Familie unternehmen. Einer unbekannten Person in 90000 km Entfernung kann ich nur im Gedanken beistehen - und damit ist niemand geholfen!

  • M
    moritz

    Natürlich ist die Informationspolitik der japanischen Regierung/Kraftwerkbetreiber/Presse eine andere als 1986 in Tschernobyl, aber wie viel Information da auf welche Weise herausgegeben bzw. zurückgehalten wird das sollten sie nicht jetzt beurteilen, sondern dann wenn das volle Ausmaß der Katastrophe bekannt ist und eine Analyse der Vorgänge stattgefunden hat. Alles was sie diesbezüglich Ansprechen ist reine Spekulation.

     

    Außerdem finde ich es ignorant die Ängste der hiesigen Bevölkerung ins Lächerliche zu ziehen. Selbstverständlich lassen sie sich durch rationale Argumente entkräften und selbstverständlich sollte man eigentlich mehr Empathie erwarten können. Allerdings sind Ängste bekanntlichermaßen selten aus logischen Gedankenfolgen gespeist und es is völlig legitim, wenn die Bevölkerung auch hier verunsichert ist.

  • CB
    christoph Bangert

    Danke für den Blick über den deutschen Tellerrand, dorthin wo die Japaner bewundernswert stoisch mit der Katastrophe umgehen. Es tut gut, einmal einen Artikel zu lesen, der ihnen NICHT einredet, sie müssten jetzt die Nerven verlieren und den bereits wartenden Massenmedien eine Massenpanik bieten.

     

    Good luck, Japan!

  • H
    Hans

    Also die Einleitung glaube ich nicht. Ich denke viele Menschen fühlen mit den Japanern mit. Auf einer anderen Ebene platzt aber vielen Leute hier der Kragen, weil wir den Ausstieg aus der Kernenergie bereits hatten. Und das erzeugt nicht nur (nachvollziehbare) Ängste, sondern auch Aggressionen, jedenfalls bei mir und ich hoffe, dass es bald Großdemonstrationen geben wird, an denen ich sicherlich teilnehmen werde.

  • JE
    Jörg Erb

    Wir hatten Tschernobyl verdrängt, jetzt gerät es schlagartig wieder in unser Bewusstsein. Aus Tschernobyl wurde offenbar nichts gelernt, einer der weltweit größten Geldmaschinerien wurde politisch und gesellschaftlich der Weg geebnet, der mittlerweile so weit ausgebaut und beschritten ist, dass Politik nur noch hilflos reagieren kann. Wir haben uns einen heimlichen Krieg erklären lassen, dessen Verlauf von unseren wechselnden Regierungen in geordnete Bahnen gelenkt wurde und dessen Folgen nicht im Geringsten abzusehen sind. So viel aber ist sicher: Die Folgen sind nie wieder rückgängig zu machen. Um diesen Krieg zu beenden, gibt es nur eine einzige Maßnahme: Abschalten, koste es, was es wolle - es nicht zu tun, hieße, die menschliche Vernunft endgültig aus dem Bewusstsein zu verdrängen. Mitgefühl dürften wir uns dann sicherlich nicht mehr leisten. Aber vermutlich bildet sich manch einer ein, dass genau das ihm hülfe: das dauerhafte Abschalten aller unangebehmen Gefühle. In einer solchen Atmosphäre gilt dann der als erfolgreich, der das Kalkül sein Denken & Handeln beherrschen lässt.

  • DG
    Dennis Geisler

    Auch wenn da noch 3 oder 4 Reaktoren "hochgehen", sollte die Taz auch etwas weniger dramatisch spekulieren. Bis jetzt ist noch nicht mal klar, ob sich überhaupt eine tschernobyl-artige Wolke entwickeln wird. Man erinnere sich: Im Tschernobyl Reaktor gab es einen tagelangen Brand des Graphitblocks. Es gab NULL Containment. Erst durch massive Rauchentwicklung entweichen schwer-radioaktive Partikel in die Atmosphäre. Das ist in Japan zumindest bisher nicht eingetreten.

  • S
    S.D.

    Dieses Gerede von "Mitgefühl und Empathie" finde ich ziemlich albern. Es versteht sich doch wohl von selbst, dass man mit den von dieser völlig unbeschreibbaren Katastrophe Betroffenen Mitgefühl empfindet. Nur: Weder Ihr Mitgefühl noch meines hilft irgendeinem Japaner oder irgendeiner Japanerin in irgend einer Weise weiter (etwas anderes wäre es natürlich, würden sich ihr Mitgefühl und ihre Empathie manifestieren und würden Sie ein paar Decken oder Zelte spenden).

     

    Mindestens bis dahin muss man sagen: Diejenigen, die sich über Castrop-Rauxel sorgen, könnten auch diejenigen sein, die damit den GAU in Neckarwestheim verhindern. Etwas, dass Ihre Empathie eher nicht erreichen wird.

  • S
    suswe

    nun wird deutlich, dass wir schon vor 30 Jahren den Rückzug aus der völlig übersteuerten Industriegesellschaft hätten beginnen müssen.

  • T
    tomlong

    Sehr guter Kommentar, aber für mich würde es darauf ankommen, ausser der notwendigen Emphatie für die Menschen in Japan auch Energie aufzubringen,um die Schwarz-Gelbe Atommafia in den anstehenden Landtagswahlen (vor allem Atom-Mappus)abzuservieren.

    Das ist vorerst unsere letzte Chance.

    Die Befindlichkeiten des Bionade-Bürgertums sollten wir nicht unterschätzen, denn die werden bereits von den Mainstream-Medien in die Besorgnis um den Holzspielpatz und den Bio_Laden gelenkt. Die Gefahr vor der eigenen Haustür wird bereits konzertiert abgewiegelt.

     

    tomlong

  • C
    Carsten

    Es gibt immer noch keinen Super GAU! Es kann nicht größer sein als der Größte Anzunehmende Unfall!

  • R
    Respekt !

    Endlich mal ein ehrlicher, nüchterner Bericht, der der aktuellen Sachlage gerecht wird.

    Da Aufbauschen der AKW-Probleme in Japan durch Interessengruppen ist unerträglich und pietätlos.

     

    Es sind mehr als 10000 Menschen gestorben !

    Aber die Ursache lag im Erdbeben, nicht an den AKW.

     

    Trotzdem erwarte ich langfristig, dass Deutschland die eigenen AKW früher stilllegt und mit Kohle-Dreckschleudern und Import-Atomstrom auf "Öko-Energie" macht. (Traurig für ein Ex-Hightechland.)