Die CDU will mit allen Mitteln authentisch sein: Vorgetäuschte Volksnähe

Die CDU-Spitzenkandidatin lächelt von den Leinwänden, eingerahmt von zwei vermeintlichen Arbeitern im Blaumann - eine peinliche Inszenierung.

Die CDU wollte "das Richtige tun" - mit Models und falscher Message Bild: kawe

Bild hat es auf einen kurzen Begriff gebracht: "Mogel-Rita". Kaum übersehbar hängt sie in Bremen an hunderten von Plakatwänden, großen und kleinen. "Neue Wege für die Wirtschaft" steht als Slogan darüber. Welcher Art diese Wege sein sollen, erschließt sich nicht.

Rita Mohr-Lüllmann, die Spitzenkandidatin, hält eine Klemmbrett-Schreib-Unterlage in der Hand, offenbar auch einen Stift, eingerahmt ist sie von zwei sympathischen Herren im Blaumann. Arbeiter offenbar, im Hintergrund sieht man Hafenkräne. "Jetzt das Richtige tun" ist der große CDU-Slogan. Was ist "das Richtige"?

Offenbar CDU wählen. Ein Sympathie-Plakat ohne erkennbare Aussage. Immerhin eine CDU, die sich mit Blaumännern schmückt. Wenn man den Slogan "Neue Wege für die Wirtschaft" auf das Bild bezieht, muss den Eindruck gewinnen: Bei Wirtschaft denkt die CDU nicht schlicht an Unternehmer und Dividenden, sondern auch an Arbeiter. Doch der Schein trügt. Was die sympathische Rita für Bild zur "Mogel-Rita" macht: Der Arbeiter rechts von ihr arbeitet in der CDU-Poststelle, der Mann links von ihr ist ein CDU-Mitglied aus Niedervieland. Bild lässt "echte" Hafenarbeiter aus Bremerhaven zu Wort kommen, die sich über "Mogel-Rita" empören.

Dermaßen erwischt verbreitete die CDU eine "Richtigstellung", darin heißt es: "Das Plakat mit CDU-Spitzenkandidatin Dr. Rita Mohr-Lüllmann und zwei Arbeitern soll die Nähe unserer Partei zur Wirtschaft und zu den Beschäftigten im Land verdeutlichen."

Offensichtlich hat die CDU bei aller Nähe aber keine Arbeiter, die sich neben die Spitzenkandidatin stellen würden. Was die Qualifizierung "Arbeiter" angeht, so fährt der eine wirklich landwirtschaftliche Maschinen, der andere war einmal Arbeiter. Dass er Angestellter ist, umschreibt die CDU-"Richtigstellung" mit der Bemerkung, er habe "bei der CDU eine neue Chance bekommen". Eine Richtigstellung ist das natürlich nicht. Und dann enthüllt die CDU in ihrer "Richtigstellung", dass die Arbeiter, die sich da für Bild empört haben für die CDU, Mitglieder der SPD sind. Weil diese richtigen Arbeiter zur SPD halten, folgert die CDU, "dass es richtig war", für das Plakat "auf diese beiden Männer zu setzen".

Eigentlich hätte es niemand merken dürfen, dass die CDU da zwei Mitglieder in einen Blaumann gesteckt hat fürs Foto. Wer kennt schon den Mann aus der Poststelle! "Das hat ein verärgertes CDU-Mitglied der Bild-Zeitung gesteckt", sagt Heiko Strohmann, Wahlkampfmanager der CDU - er hat ein Opfer der parteiinternen Querelen im Verdacht. Eigentlich wollte die CDU in diesem Wahlkampf nicht nur auffordern, "das Richtige zu tun", sondern auch darstellen, dass sie eine "richtig gute Partei" sei. Diese "Marke" war von einer professionellen Marketing-Agentur in unzähligen Dialogen mit der CDU gefunden worden, sie sollte, so wurde bei der Vorstellung des "Marken-Konzeptes" erklärt, überall dort auftauchen, wo das Kürzel "CDU" auftaucht. Nun wird der Marken-Slogan fast versteckt - ausgerechnet im Wahlkampf. Klammheimlich beerdigt sei die "richtig gute Partei" nicht, versichert Strohmann. Aber nach den CDU-internen Vorgängen im vergangenen Herbst sei es nicht opportun, mit der Marke offensiv umzugehen.

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