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Die Blume der Hausfrau

D 1998, Regie: Dominik Wessely; Dokumentarfilm, 92 Min.

Ein Film über Vertreter? Über Staubsaugervertreter? Geht das? Darf man das? Soll man das machen? Aber ja, geht sehr schön. „Die Blume der Hausfrau“ ist eine tief blickende Provinzerzählung über deutsche Werte: Sauberkeit, Hygiene, das eigene Heim: Weihnachtszeit im Land der Kehrwoche.

Erzählt wird die Geschichte von Massimo, Salvatore, Angelo, Maurizio und Steffen. Vier Halb-Italiener und ein Deutscher. Sie arbeiten als Staubsaugervertreter im Süden der Republick, genauer gesagt in Stuttgart. Tag für Tag versuchen sie, den schwäbischen Hausfrauen den Traum von Sauberkeit zu verkaufen – mit wechelndem Erfolg. Der Kampf gegen den Dreck wird zum eigenen Überlebenskampf. Wer nichts verkauft (“Jaja, isch mir gleich. Zeigs nur. Ich kauf nix.“) verdient auch nichts (“..459 Mark? Das müssen wir uns erscht durchn Kopf gehen lassen.“). Das schadet nicht nur der eigenen Moral, sonder auch dem Teamgeist. Alles wie im richtigen Leben: Am Ende gibt es Gewinner und Verlierer. Die Verlierer bleiben auf der Strecke und die Gewinner ziehen (und verkaufen) weiter. Darüber hinaus gibt „Die Blume der Hausfrau“ auch Einblicke in das Geschäft mit der Sauberkeit, in die Organisation eines Unternehmens (Vorwerk), das im letzten Jahr mit dem Haus-zu-Haus Verkauf von Staubsaugern Umsätze in Milliardenhöhe erwirtschaftet hat.

Auszug aus der Firmenphilosophie: „Beratung und Verkauf erfolgen ausschließlich über unsere Fachberater und Fachberaterinnen. Unsere Fachberater und Fachberaterinnen kommen gerne unverbindlich bei Ihnen vorbei und führen unsere Raumpflegeprodukte vor. Das hat für Sie einen großen Vorteil: Sie können sich in Ihrer Wohnung, also dort, wo Ihre Raumpflegeprobleme entstehen, von der Qualität unserer Raumpflegeprodukte überzeugen. Weil wir Ihnen unsere Produkte lieber zeigen möchten, verzichten wir auch auf Prospekte.“ Wunderbar. Genau wie der Film!

Fsk am Oranienplatz, Hackesche Höfe, Broadway

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