■ Die Anderen: "La Repubblica" zum neuen Skandal in der Bundeswehr / Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" entdeckt einen schlimmen politischen Salat / Die "Süddeutsche Zeitung" meint, daß im Bundeswehr-Standort nicht nur Material verrottet
„La Repubblica“ aus Rom kommentiert den neuen Skandal in der Bundeswehr: In welchem Maß sind die Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten der Bundeswehr sicher in den Werten der westlichen Demokratie und den demokratischen Institutionen verankert? Bis zu welchem Punkt können die Verbündeten Deutschlands in der Atlantischen Allianz – man denkt dabei auch an Länder wie Polen, die in besonderer Weise unter den Grausamkeiten der Nazis gelitten haben – den militärischen Institutionen in Deutschland vertrauen?
Der letzte, sehr schwere Skandal, bei dem ein Neonaziführer eingeladen wurde, um jungen Kadetten an der Führungsakademie in Hamburg Vorträge zu halten, zeigt, daß die Gefahr besteht, daß dieser eine neue Dimension erreicht hat und auch das Offizierskorps berührt. Und, das ist das Schlimmste, daß die politische Führung in Deutschland das Problem weiterhin unterbewertet.
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ entdeckt einen schlimmen politischen Salat: Die fast drei Jahre zurückliegende Einladung des wegen terroristischer Verbrechen vorbestraften Rechtsextremisten zu einem Vortrag vor Mitarbeitern der Hamburger Führungsakademie der Bundeswehr über die Ansiedlung Rußlanddeutscher im Gebiet von Königsberg ist von anderer Qualität als jene Ereignisse in der Truppe, die als „rechtsradikale Zwischenfälle“ in diesem Jahr die Gemüter erregten. Hier geht es nicht um Aggression, Geschmacklosigkeit, Rücksichtslosigkeit und Verblödung, die aus militärischen Männergesellschaften offenbar nicht ganz zu verbannen sind. Hier war nicht Alkohol im Spiel, auch nicht die Monotonie des Kasernenalltags oder der Streß militärischer Übungen. Hier haben ausgeruhte Köpfe an der Eliteschule der Bundeswehr einen schlimmen politischen Salat angerichtet.
Die „Süddeutsche Zeitung“ meint, daß im Bundeswehr-Standort Deutschland nicht nur das Material verrottet: Wenn Verteidigungsminister Volker Rühe jetzt weiterhin von einzelnen irregeleiteten Soldaten spricht, dann ist das nicht mehr innere Führung, sondern innere Irreführung. Solche Irreführung ist zwar nicht strafbar, aber intolerabel. Es wächst der Verdacht, daß sich der Verteidigungsminister mit all seiner Kraft um den außenpolitisch relevanten Teil der Bundeswehr kümmert, nämlich um die 80.000 Mann Krisenreaktionskräfte (und hier vor allem um deren Bewaffnung, Ausrüstung und Einsatzbereitschaft), daß ihn aber der Rest der Bundeswehr herzlich wenig interessiert. Draußen in der Welt ist die Truppe der ganze Stolz des Ministers – zu Hause aber, im Bundeswehr-Standort Deutschland, verrottet nicht nur das Material.
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