■ Die Anderen: Die Londoner "Times" schreibt zum Konflikt im Kosovo / "Gazeta Wyborcza" aus Warschau meint zum gleichen Thema
Die Londoner „Times“ schreibt zum Konflikt im Kosovo: Eine Explosion im Kosovo hat stets das Potential, sich nach Albanien auszudehnen und das zerbrechliche politische Gleichgewicht in der früheren jugoslawischen Republik Mazedonien zu stören, wo ethnische Albaner eine große und aufsässige Minderheit bilden. Die Unruhen könnten fast jeden Teil des südlichen Balkan anstecken, einschließlich Bulgariens, der Türkei und Griechenlands. Keine Region im ehemaligen Jugoslawien flößt der Nato größere Angst ein. Deshalb muß der Behauptung des serbischen Präsidenten Slobodan Milošević, daß es sich um eine ausschließlich interne Angelegenheit handelt, fester und rascher Widerstand entgegengesetzt werden.
„Gazeta Wyborcza“ aus Warschau meint zum gleichen Thema: Die Politik des Westens gegenüber Kosovo stützt sich auf das doppelte „Niet“: weder serbische Repressionen noch albanische Abspaltung. 1991, als die Scheidung schon besiegelt war, verbreiteten westliche Politiker und auch Präsident Bush auf dem Balkan die Parole „Wir lieben uns“ und lobten den Dialog. Kein Wunder, daß sie nach Belgrad immer verspätet nach jedem Krieg kamen. Das Ergebnis ist bekannt. 1998 wiederholt sich diese Situation. Als ob der Westen nicht begreifen könnte, daß beim Wettlauf mit dem Schicksal auf dem Balkan die Gewalt immer schneller als der Dialog ist. Um dort etwas zu bewirken, muß man schneller als die Gewalt sein.
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