■ Die Anderen: "The Observer" über den Einfluß der USA bei der Bewältigung regionaler Krisen / "Corriere della Sera" zum Kosovo / "Journal du Dimanche" zur Air France / "Les Dernieres Nouvelles" zum bevorstehenden Jelzin-Besuch in Bonn
„The Observer“ (London) widmet sich dem schwindenden Einfluß der USA und anderer Ländern und Institutionen bei der Bewältigung regionaler Krisen auf dem Balkan, in Afrika und auf dem indischen Subkontinent: Durch die größere wirtschaftliche Interdependenz in der Welt wird der militärische und politische Einfluß ehemaliger Führungsmächte eingeschränkt. Gleichzeitig werden starke nationalistische Kräfte freigesetzt, die sich behaupten wollen. Wir brauchen neue Ideen, und wir brauchen sie schnell. Wir brauchen bessere Instrumente zur Friedenserhaltung, zur Kontrolle der Weltkapitalmärkte und eine bessere Koordination der Wirtschaftspolitik. Die Zusammenarbeit bei der Kosovo-Krise ist ein Anfang
„Corriere della Sera“ (Mailand) schreibt zum Kosovo: Einige verlassene Bunker werden wieder gesäubert und für die Verteidigung vorbereitet. Auf den Anhöhen an der Grenze zum Kosovo beobachtet das albanische Heer die Bewegungen der serbischen Truppen. Unter den Tausenden Flüchtlingen gehen Kosovo-Guerrillakämpfer um. (...) Kosovo-Guerrilla und albanische Selbstverteidigung vermischen sich. Bald werden sie gemeinsame Sache machen. In den Bars von Tirana ist der Krieg das Tagesgespräch. „Wenn er kommt“, sagt ein junger Mann, „wird er nicht wie in Bosnien enden. Wir Albaner, alle zusammen, von Makedonien bis zum Kosovo, sind fast sieben Millionen. Wir können siegen.“
„Journal du Dimanche“ (Paris) meint, daß die Air France zur Bewährungsprobe für Jospin wird: Die Privatisierung der Fluggesellschaft war im letzten Jahr aus politischen Gründen verlangsamt worden. Nun wird aber Premierminister Lionel Jospin anhand dieser Frage beurteilt werden. Wenn es ihm gelingt, den Konflikt zu lösen und er dabei darauf achtet, nicht eine Lawine von sozialen Forderungen auszulösen, kann er daraus politischen Gewinn ziehen. Wenn er dabei scheitert, wird die politische Strafe entsprechend schwer sein. Über die Fußball-WM und den Zunftgeist der Piloten hinaus geht es um das Überleben von Air France und die Fähigkeit ihrer Besitzer, dies zu gewährleisten.
„Les Dernières Nouvelles d'Alsace“ (Straßburg) schreibt zum bevorstehenden Bonn-Besuch Boris Jelzins: Mitte der Woche war der russische Ministerpräsident Kirijenko in Paris zu Gast. Am Montag wird sich Präsident Jelzin in Bonn aufhalten. Es ist offensichtlich, daß diese Besuche wirtschaftliche und psychologische Ziele verfolgen. Moskau will die Welt überzeugen, daß die Finanzkrise nur vorübergehend ist. Schwer zu glauben: Rußland steht am Rande des Bankrotts. Seine Glaubwürdigkeit behält es nur dank internationaler Hilfe. Wozu aber dienen diese Abermilliarden von Dollar? Weitaus mehr dazu, die entstehende Demokratie zu subventionieren als der Wirtschaft zu helfen.
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