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Die Amputation weiblicher Sexualität

■ Betr.: „14 Millionen Ägypterin nen“, taz vom 7.10.94

Trotz des lobenswerten Zugeständnisses von Arno Widmann auf der LeserInnenbriefseite gelingt es der taz in der gleichen Ausgabe ein weiteres Mal, das Tagesthema Klitorisbeschneidung außerordentlich unscharf darzustellen, wenn nicht aufgrund unterlassener Kommentierung der aktuellen ägyptischen Debatte gar zu verfälschen. Im Artikel wird nicht klar, worum es bei dieser Verstümmelung geht: Es geht nicht darum, „ein bißchen wegzunehmen“, sondern um die völlige Amputation weiblicher Sexualität. Oder, um es zu verdeutlichen: Eine Frau, der die Klitoris weggeschnitten wird, erlebt Lustgefühle so wie ein Mann, dem je nach Größes seines Geldbeutels das allerwerteste Glied fein säuberlich mit scharfem Skalpell abgetrennt oder mit stumpfem Steinmesser halb abgeschnitten, halb abgerissen worden ist – nämlich gar nicht.

Die krasseste Form der Klitorisbeschneidung mag die zusätzliche Verstümmelung an äußeren und inneren Schamlippen sein, das Grundprinzip jedoch ist und bleibt in jedem Fall dasselbe und schlimmste. Durch die Entfernung der Klitoris wird die Frau zu einem Abspritz- und Reproduktionsgefäß ohne eigene Wollust reduziert (womit die Ehre und Keuschheit gerettet wären!).

Diese Gewalt wird fast immer kleinen Mädchen angetan, die schwerlich in der Lage sind, sich dem „Ritus“ zu entziehen. So ist es auch kaum erstaunlich, daß Frauen, die Sex zu zweit niemals als etwas Erfreuliches, Angenehmes erleben konnten, wohl aber wissen, daß ihnen ihre Beschneidung Sicherheit in Form eines Ehemannes eingebracht hat, daß diese Frauen Befürworterinnen derselben sind...

Bevor Ihr es nicht versteht, die grauenvolle Realität zu beschreiben, in der keine vaginalen Orgasmusmöglichkeiten existieren, überlaßt lieber dem Stern die (Un-)Reflexion des Themas. Verena v. Keitz, Osnabrück,

ohne Kastrationsgelüste

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