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Die Ähnlichkeit des Äußerlichen

■ 40 Jahre Hunde-, Prominenten- und Alltagsfotografie / Elliott Erwitt im Forum Böttcherstraße

Hunde bellte er aus dem Hinterhalt an, auf daß sie sich ereiferten, griesgrämige Prominente wie Chruschtschow zwang er mit einer Hupe in der Hosentasche, in seine Kamera zu blicken - in die Kamera des nach eigener Beschreibung „schüchternen“ amerikanischen Fotojournalisten Elliott Erwitt. Das Foto-Forum in der Böttcherstraße zeigt bis zum 3. August Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus vierzig Jahren Hunde-, Prominenten- und Alltagsfotografie.

Meist sind es Schnappschüsse, hier bitte das Fot

von dem glücklichen Paa

American Diners

denn Erwitt inszeniert selten - er wartet. „Im Prinzip ist Fotograf ein Beruf für Faule“, sagte er einmal. Erwitt drängt sich nicht in die erste Reihe, um Schokoladenseiten abzubilden, nein, er hält sich scheinbar dezent im Rücken der Anbetroffenen auf und ergattert so Vergewisserungs- oder auch Racheblicke, etwa den niederträchtigen Blick, den eine Jurorin einem hübschen jungen Mannequin hinterherschickt.

Fotografie drumrum könnte man das nennen. Erwitt verewigt nicht den kleinen Bub, wie er die Torte zum ersten Geburtstag anstrahlt, sondern knipst längst vorher: Da nämlich richtet die Schwester dem widerstrebenden Bruder den Kopf aus, damit er zur Torte guckt, der Depp, und nicht aus dem Bild heraus. Dieser Fotograf bringt die verschwimmenden

Ränder der Personen mit ins Bild, rückt sie geradezu in den Mittelpunkt, das also, was die Leute selbst nicht als repräsentativ ansehen: ihre scheelen Seitenblicke oder die Hand, die in der übergeschlagenen Kniekehle Schutz und Wohltat sucht. Momente dazwischen: Mit Bildern von faulenzenden, gelangweilten Soldaten gewann Erwitt einen LIFE-Wettbewerb, was 1953 zur Anstellung bei der renommierten amerikanischen Fotoagentur „Magnum“ führte. Da war er gerade 25 Jahre alt.

Senkt man schläfrig die Lider, verschwimmen die Unterschiede zwischen Tier und Mensch, Ding und Person - ein formaler Blick, der hemmungslos Ähnlichkeiten registriert: die verschleierte Braut neben dem planenverhängten Auto was mann eben so Foto: Elliott Erwit

alles verwahren muß. Erwitt vergleicht das Äußerliche, und siehe, so äußerlich sind die Ähnlichkeiten gar nicht. Die Welt erscheint voller Selbstbezüge, erläutert sich von alleine. Solch nivellierender Blick verweigert die Anerkennung von Größe - ein Mittel der Karikatur. Bekannt geworden ist das Foto von der aufrecht und wacker flatternden US-Flagge, welche einen darunter postierten Mann mit reichlich müdem, schlaffem Bauch halb verdeckt.

Erwitt blitzt den Fotografierten kein entblößendes Licht in die Gesic e seevielmehr selbst hervorzutreten, oft von hinten beleuchtet, oder selbst zu leuchten unter bedecktem Himmel - das tun die Leute, wenn man nur lange genug wartet.

Christine Holc

Bis 3. August, Forum Böttcherstraße

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