piwik no script img

Deutschland verliert gegen EnglandVerdiente Schlappe

Alles andere als eine Fußballgala: Im Reservistentreffen gegen England zeigt die deutsche Elf eine schwache Leistung. Keeper Adler patzte. "Verdient verloren", meint Bundestrainer Löw.

Schwache Vorstellung: das deutsche Team nach dem 0:1 durch einen Fehler von Torhüter Adler. Bild: dpa

BERLIN dpa Eine führungslose deutsche Nationalmannschaft hat sich mit einer verdienten Pleite in die Winterpause verabschiedet. Ohne Kapitän Michael Ballack unterlag das Team von Bundestrainer Joachim Löw am Mittwoch in Berlin im Fußball-Klassiker gegen England mit 1:2 (0:1) und kassierte damit zum Jahresabschluss die dritte Niederlage in 2008.

Kapitän John Terry schoss in der 84. Minute das Siegtor für England. Mit seinem ersten Treffer im DFB-Trikot hatte Patrick Helmes (63.) ein Missverständnis zwischen Terry und Torhüter Scott Carson zum Ausgleich genutzt. Nach einem Fehler von Schlussmann Rene Adler waren die Gäste durch Matthew Upson (23.) in Führung gegangen. Nach knapp dreimonatiger Pause startet die DFB-Auswahl am 11. Februar in Düsseldorf mit dem Testspiel gegen Norwegen ins Fußball-Jahr 2009.

"Die Engländer waren die bessere Mannschaft über das gesamte Spiel, wir haben einen schlechten Tag erwischt. In der zweiten Halbzeit sind wir wenigstens ein Stück weit zurückgekommen ins Spiel. Aber insgesamt haben wir verdient verloren", sagte Löw, der vergebens auf seinen 25. Sieg als Bundestrainer gehofft hatte. "Die Engländer haben taktisch gut gespielt und wir waren einfach nicht gut genug", zog Bastian Schweinsteiger enttäuscht Bilanz.

Statt der erhofften Gala lieferte die deutsche Mannschaft im 31. Vergleich gegen das Mutterland des Fußballs eine ihrer schwächsten Vorstellungen der jüngsten Vergangenheit. Der Vize-Europameister agierte über weite Strecken ohne Schwung und ohne Kreativität und suchte erst spät den direkten Weg zum Tor. Das vom eingewechselten Helmes reaktionsschnell genutzte Geschenk der englischen Abwehr konnte die erste Niederlage seit dem 0:1 im EM-Finale gegen Spanien aber nicht verhindern.

In der zentralen Rolle wurde besonders ein lautstarker Antreiber wie Ballack schmerzlich vermisst. Jermaine Jones in seinem ersten Länderspiel von Beginn an und Simon Rolfes waren im Mittelfeld nicht in der Lage, den nach seiner Fußoperation noch nicht hundertprozentig wiederhergestellten Wahl-Londoner zu ersetzen.

Einen ganz schweren Stand hatte Marvin Compper, den Löw als 20. Debütanten in seiner Amtszeit in die Startelf berufen hatte. Der 23-Jährige aus Hoffenheim zeigte auf der linken Abwehrseite große Anpassungsprobleme bei der Umstellung vom Dorfclub auf die internationale Bühne. Aber auch seine Nebenleute waren gegen die beweglichen Engländer längst nicht immer im Bilde. Selbst Adler ließ sich anstecken und verschuldete mit einem groben Schnitzer das 0:1. Nach der Pause machte der Keeper Platz für Tim Wiese, der ebenfalls zum ersten Mal für die DFB-Auswahl zum Einsatz kam und zehn Minuten vor Schluss einen Schuss von Wright-Phillips an den Pfosten lenkte.

Das Fehlen zahlreicher Leistungsträger hatte aus dem Klassiker ein Reservistentreffen gemacht, doch von einem Qualitätsverlust war bei den Gästen wenig zu sehen. Die mit zehn Mann Ersatz angetretenen Engländer präsentierten sich von der ersten Minute an gedanklich und läuferisch schneller als die DFB-Elf, die kaum in Ballbesitz kam und sich vornehmlich mit Defensivaufgaben beschäftigt sah. Einzig Piotr Trochowski sorgte mit seinem schnellen Antritt auf der linken Seite gelegentlich für Schwung im Spiel nach vorne.

Adlers erster Fehler im dritten Länderspiel brachte die deutsche Mannschaft Mitte der ersten Hälfte in Rückstand. Bedrängt von Jermain Defoe faustete der Schlussmann an einem Eckball von Stewart Downing vorbei, der dahinter lauernde Abwehrspieler Upson hatte keine Mühe, diese Vorlage zu verwandeln.

Weil aus dem Spiel heraus nichts ging, versuchte die Löw-Elf mit Standards zum Erfolg zum kommen. In der 26. Minute lenkte James einen Freistoß von Trochowski über die Latte. Spielbeherrschende Mannschaft blieben die Gäste, auch wenn sie sich bis zur Halbzeit keine klaren Gelegenheiten mehr herausspielen konnten. Mit einem gellenden Pfeifkonzert quittierten die frustrierten Fans zur Pause den müden Kick der deutschen Elf.

Löw reagierte mit Umstellungen und brachte Patrick Helmes für den wirkungslosen Ersatzkapitän Miroslav Klose und Flügelflitzer Marko Marin für Jones, Schweinsteiger rückte nun mehr in die Mitte. Auch mit der Einwechslung von Lukas Podolski für Mario Gomez kam kein Schwung ins Spiel. In der 62. Minute hatte die deutsche Elf sogar großes Glück, dass Darren Bent das leere Tor verfehlte, nachdem er Wiese bereits umkurvt hatte. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel fiel 60 Sekunden später der Ausgleich, als Helmes ein Missverständnis zwischen Carson und Terry nutzte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!