Deutschland sammelt für Den Haag: Ermittlungen gegen Gaddafi
Die Bundesanwaltschaft sammelt Beweise für Verbrechen des libyschen Staatschefs Gaddafi. Die soll der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag bekommen.

BERLIN taz | Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe führt nach Informationen der taz ein Ermittlungsverfahren gegen den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi. Allerdings soll anders als beim derzeit in Stuttgart laufenden Kriegsverbrecherprozess gegen Führer der ruandischen Hutu-Miliz FDLR im Fall Gaddafis am Ende keine eigene Anklage in Deutschland erhoben werden.
Die Bundesanwaltschaft sei "derzeit lediglich mit dem Ziel ermittelnd tätig, hier in Deutschland mögliche Beweise für den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu sichern", teilte die Behörde auf Nachfrage mit.
Der Ankläger am Internationalen Strafgerichtshof hatte aufgrund der UN-Sicherheitsratsresolution 1970 am 3. März Untersuchungen wegen möglicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Libyen eröffnet, die das Gaddafi-Regime seit Februar begangen haben soll. Mitte Mai beantragte Chefankläger Luis Moreno-Ocampo dann Haftbefehle gegen den libyschen Präsidenten Muammar al-Gaddafi und zwei Familienangehörige. Es gebe Beweise, dass Gaddafi persönlich Angriffe auf unbewaffnete Zivilisten befohlen habe, sagte Moreno-Ocampo damals.
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wiederum hat bereits am 21. Februar einen "Beobachtungsvorgang" wegen möglicher durch das libysche Regime begangener Straftaten nach dem Völkerstrafgesetzbuch eingeleitet, wie ein Sprecher der Behörde jetzt auf Nachfrage mitteilte. Inzwischen lägen "mehrere" Strafanzeigen vor, die nun geprüft würden.
Vermutlich werden für das Verfahren am Internationalen Strafgerichtshof nun in Deutschland auch Personen zu möglichen Staatsverbrechen in Libyen befragt. Ob das so ist und wer befragt wird, wollte die Bundesanwaltschaft am Dienstag allerdings nicht verraten.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
Wahlkampf in Deutschland
Rotzlöffeldichte auf Rekordniveau
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA entwerfen UN-Resolution zum Krieg in der Ukraine ohne jede Kritik an Russland
+++ Die USA unter Trump +++
Trump entlässt den Generalstabschef der US-Streitkräfte