■ Deutschland Tagebuch: 6. Oktober 1989: Gorbi steht mit beiden Beinen im Leben
Der Tag: Erich Honecker und ausgewählte Gäste feiern im Palast der Republik 40 Jahre DDR. Die Geschichte des Landes sei so unglaublich erfolgreich gewesen, dass sie keiner Reformen bedarf, jubelt Honecker. Einziger Gastredner ist Michail Gorbatschow. Er versichert der DDR die uneingeschränkte Solidarität der Sowjetunion. Bei seiner Ankunft in Ostberlin sagt er West-Journalisten: „In Anbetracht der Lage in der UdSSR kann uns hier nichts mehr in Erstaunen versetzen.“ Gorbi weiter: „Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren.“
Der Westen: Ehemalige DDRler werden für zwei Jahre vom Wehrdienst befreit und können ihren Trabi nicht nur zulassen, sondern auch verkaufen.
Der Osten: Die Warschauer Botschaft wird zum Reisebüro. Am Morgen treffen 633 Flüchtlinge aus Warschau im Westen ein. Am Abend halten sich schon wieder 100 DDR-Träge dort auf.
Schlagzeile in der taz: „Gorbatschow: Hier kann uns nichts mehr erstaunen“
Schlagzeile in Neues Deutschland: „Gruß allen Bürgern zum 40. Jahrestag der DDR!“ bed
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