■ Deutschland Tagebuch: 4. Oktober 1989: DDRler kommen nicht aus dem Ural
Der Tag: Mit einem Tag Verspätung fahren weitere Sonderzüge von Prag über DDR-Gebiet in den Westen. 14.000 DDRler stehen zur Ausreise bereit. Die DDR-Regierung macht „technische Probleme“ für die Verzögerung verantwortlich. Diese liegen offenbar darin, dass tausende DDRler Gleise und Bahnhöfe belagern. Am Dresdner Hauptbahnhof sammeln sich bis zu 20.000 DDR-Müde und versuchen, auf die Waggons aufzuspringen. Die Stasi und die Vopo übernehmen mit Wasserwerfern die Fahrscheinkontrolle und drängen die Verzweifelten zurück.
Der Westen: Im Auffanglager Gießen türmen sich die Übersiedler. Der Hessische Rundfunk ruft zu Kleiderspenden auf. Es bildet sich ein „Riesenhaufen Lumpen“, schreibt die taz und zitiert den Lagerchef Dörr: „Die kommen ja nicht aus dem Ural. Die haben Anspruch auf richtige Kleidung.“
Der Osten: Die DDR tobt und wirft dem Westen „völkerrechtswidriges Handeln“ vor.
Schlagzeile in der taz: „DDRler wollen arbeiten“
Schlagzeile in Neues Deutschland: „Auferstanden aus Ruinen, wurde die DDR zum geachteten Friedensstaat“ bed
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