■ Deutschland Tagebuch: 30. Sept. 1989: DDR-Müde begeben sich auf fröhliche Zugfahrt
Der Tag: Außenminister Hans-Dietrich Genscher tritt auf den Balkon der Prager BRD-Botschaft und überbringt den DDR-Müden die freudige Botschaft, dass heute der Tag der Ausreise ist. Am späten Abend verlassen die ersten Sonderzüge Prag in Richtung Hof. Die verriegelten Reichsbahnzüge passieren dabei das Gebiet der DDR. Auch die DDRler in der Warschauer Botschaft dürfen ausreisen.
Der Westen: Die Bundesregierung feiert sich selbst. Volker Rühe wertet die Ausreiselösung als „diplomatisches Meisterstück der Bundesregierung“.
Der Osten: Die Nachrichtenagentur ADN erklärt die Ausreiseerlaubnis zum „humanitären Akt“. ADN berichtet gleichzeitig über eine Wohnungsnot in Bayern, wo 200.000 Wohnungen fehlen sollen. „Die Leidtragenden sind jene, die nicht genug Geld aufbringen können, um im Wettlauf um die teuren Wohnungen mitzuhalten.“
Schlagzeile in der taz: „Überstunden im Reisebüro Honecker“
Schlagzeile in Neues Deutschland: „DDR – wertvollste Errungenschaft in der Geschichte des deutschen Volkes“ bed
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