■ Deutschland Tagebuch: 20. Sept. 1989: Honkongisierung der Deutschlandfrage
Der Tag: Als erster prominenter Politiker der DDR spricht sich der stellvertretende Staatsratsvorsitzende und Vorsitzende der LDP, Manfred Gerlach, vorsichtig für Reformen aus. In der Parteizeitung Der Morgen plädiert er dafür, „Neues nicht zu blockieren, sondern aufzuspüren und auf den Weg zu bringen“. Gerlach lobt ausdrücklich die Reformpolitik Gorbatschows.
Der Westen: Der Berliner Senat beschließt zu prüfen, ob „Verhandlungen mit der DDR über eine Nutzung größerer Flächen Aussicht auf Erfolg versprechen“. Der Regierende Bürgermeister Walter Momper (SPD) denkt vor allem an Flächen nahe der Westsektoren in Potsdam und Oranienburg, die für „99 oder 100 Jahre“ gepachtet werden könnten.
Der Osten: Die DDR tritt für eine „völlige Demilitarisierung des Meeresbodens“ ein, dessen vielfältige Ressourcen zum Nutzen der Menschheit gefördert werden sollten.
Schlagzeile in der taz: „Wiedervereinigung per Pachtvertrag?“
Schlagzeile in Neues Deutschland: „Unser Schiff zieht seinen Kurs fest und stolz dahin – bis zum Sieg“ bed
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