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Deutscher EM-Quali-Gegner TürkeiMit Zähnen und Klauen

Der türkische Fußball wird von einem Manipulationsskandal in der Süper Lig überschattet. Die Nationalmannschaft unter Coach Guus Hiddink ist da ein Hort des Guten.

Ruhepol im turbulenten türkischen Fußball: Guus Hiddink. Bild: reuters

ISTANBUL taz | Die Stimmung war demonstrativ entspannt. Guus Hiddink war zum Scherzen aufgelegt. "Das sind doch viele Fragen mit viel Spaß", lobte der Trainer der türkischen Nationalmannschaft die Journalisten bei der gestrigen Pressekonferenz in Istanbul, der letzten vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland. Dann fiel noch ein Scheinwerfer um. Alles zuckte zusammen, aber für Hiddink war auch das nur "noch mehr Spaß".

Gefragt worden war Hiddink, ob er das Spiel gegen die DFB-Auswahl gern ausfallen lassen würde, wenn er dafür einen Punkt bekäme. Milde lächelnd ließ der Niederländer wissen, ein Sieg sei "das Traumergebnis". Aber tatsächlich, gab er dann zu, wäre auch ein Unentschieden "ein Resultat, mit dem wir zufrieden wären".

So freundlich war die Stimmung nicht immer. Noch im Juni, beim Spiel in Belgien, war Hiddink von den türkischen Journalisten angegangen worden. Gerüchten zufolge verhandelte er mit Chelsea über einen Wechsel. Mittlerweile hat sich die Situation auch nach dem großen Bestechungsskandal beruhigt. Als sich deswegen der Beginn der Liga verzögerte, war die Nationalmannschaft der einzige Quell der Freude für die fußballverrückten Türken.

Zwar hat die Regierung der türkischen Presse verboten, über den Skandal zu berichten, bis der Prozess in den nächsten Wochen beginnt. Auf der Straße ist die Manipulation natürlich trotzdem Thema. Der Tenor: Wir haben es schon immer gewusst. Und: Anderswo ist es doch nicht groß anders. Wir lassen uns uns den Fußball nicht kaputt machen.

Da hilft es, dass die Nationalmannschaft zu alter Stärke zurückgefunden hat, zu einer, wie Hiddink das nennt, "stabilen Struktur". Der Coach sieht die Nationalmannschaft als Hort des Guten im türkischen Fußball, "als Vorbild". Tatsächlich hat die Türkei nach Startschwierigkeiten zwar keine Chance mehr auf die direkte EM-Qualifikation. Aber die Türken streiten sich mit den Belgiern immerhin um den Platz in den EM-Playoffs.

Mit einem Lächeln zur Nationalmannschaft

Eine Situation, mit der man, so Hiddink, "zufrieden sein kann unter diesen Umständen". Er wurde dennoch nicht müde, darauf hinzuweisen, dass wegen des Manipulationsskandals seine Spitzenkräfte zwar "mit einem Lächeln zur Nationalmannschaft" kommen, ihnen aber zuletzt die entsprechende Vorbereitung fehlte.

Außerdem betont Hiddink ausdauernd die Stärken des Gegners aus Deutschland. Kaum eine Schwäche habe die DFB-Auswahl, seine Mannschaft sei bei Weitem nicht auf demselben Niveau und müsse schon "mit Zähnen und Klauen kämpfen", um gegen die Deutschen zu bestehen. Pflichtschuldigst versprach gestern auch Servet Cetin "einen großen Kampf".

Momentan hat die Türkei noch zwei Punkte Vorsprung auf Belgien, aber die wären bei einer Niederlage gegen Deutschland wohl weg – und die Türken dann angewiesen darauf, dass die DFB-Auswahl auch am Dienstag gegen Belgien nicht den Schongang einlegt, während sie selbst in ihrem letzten Qualifikationsspiel Aserbaidschan empfangen.

Joachim Löw versucht zwar die Spannung hochzuhalten, um gar nicht den Eindruck der Wettbewerbsverzerrung aufkommen zu lassen. Aber viel mehr fällt ihm dazu nicht ein als der Anreiz, man möge "einen historischen Meilenstein" schaffen und erstmals alle Qualifikationsspiele gewinnen.

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