piwik no script img

Deutsche Teams in Champions LeagueBayern stark, Bayer mit Glück

Ein Joker rettet Bayer Leverkusen den Sieg gegen San Sebastian. Glück braucht der FC Bayern hingegen derzeit nicht. Das Team dominierte gegen Manchester City.

Man mag sich. Bild: dpa

MANCHESTER/LEVERKUSEN dpa | Mit lange Zeit beeindruckender Dominanz macht sich Titelverteidiger FC Bayern auf dem Weg zum Gruppensieg in der Champions League. Die Münchner setzten sich am Mittwochabend im Schlüsselspiel der Gruppe D gegen Verfolger Manchester City durch. Mit einem hochverdienten 3:1 (1:0)-Sieg fügten die Bayern dem ehemaligen englischen Fußball-Meister die erste Heimniederlage seit fünf Jahren und 20 Spielen zu und schickten der Konkurrenz in Europa schon wieder eine klare Botschaft der Stärke. „Das war ein großes Spiel“, lobte Bayern-Coach Josep Guardiola.

„Wir sind zufrieden. Wir sind glücklich“, sagte Franck Ribéry, der die Bayern in der 7. Minute in Führung gebracht hatte. Thomas Müller (56.) und Arjen Robben (59.) erhöhten nach der Pause für die Gäste. „Wenn man sieht, wie die Mannschaft heute Fußball gespielt hat, macht das glücklich“, sagte Müller.

Mit dem Sieg vor Augen ließen die Münchner aber den Anschlusstreffer des eingewechselten Álvaro Negredo (80.) zu – und eine hektische Schlussphase. Ausgerechnet der ehemalige Manchester-Profi Jerome Boateng sah kurz vor Ende wegen einer Notbremse die Rote Karte. Eine bis dahin absolut von den Bayern dominierte Partie wurde noch einmal etwas spannend. Am Ende konnten die Münchner vor 47.000 Zuschauern im ausverkauften City-Stadion aber jubeln. „Man freut sich, wenn die Mannschaft solche 70, 75 Minuten spielt. Solch einen Top-Fußball“, sagte Kapitän Philipp Lahm.

In der Gruppe D führen die Münchner nach dem zweiten Spieltag der Meisterklasse nun mit sechs Punkten vor Manchester (3). ZSKA Moskau (3) ist nach einem 3:2-Sieg über Schlusslicht Viktoria Pilsen (0) Dritter.

Guardiolas Plan ging auf. Der Bayern-Coach ließ Mario Mandzukic, einer der Schützen beim 3:0-Gruppenauftaktsieg über ZSKA Moskau, auf der Bank. Dafür schickte er Müller allein in die Spitze. Lediglich in den allerersten Minuten der Partie, als Keeper Manuel Neuer einen Kopfball von Micah Richards (5.) parieren musste, konnten sich die Engländer gegen die Münchner mal durchsetzen, danach übernahmen die Bayern die Kontrolle.

Ergebnisse

Gruppe A

Schachtjor Donezk - Manchester United 1:1 (0:1)

Bayer Leverkusen - Real S. San Sebastián 2:1 (1:0)

1. Manchester United 4 (Punkte)

2. Schachtjor Donezk 4

3. Bayer Leverkusen 3

4. Real S. San Sebastián 0

Gruppe D

ZSKA Moskau - Viktoria Pilsen 3:2

Manchester City - Bayern München 1:3

1. Bayern München 6

2. Manchester City 3

3. ZSKA Moskau 3

4. Viktoria Pilsen 0

Alle Tabellen auf der Seite der Uefa.

Flacher Distanzschuss, unglücklicher Keeper

Und wie ein Beschleuniger wirkte der Treffer von Ribéry. Nach einem feinen Seitenwechsel durch Rafinha nahm der Franzose aus rund 20 Metern mit dem rechten Fuß von halblinks Maß. Manchesters Keeper Joe Hart, Englands Nationaltorwart, sah bei dem flachen Distanzschuss schlecht aus.

Mit lauten Pfiffen machten sich die heimischen Fans Luft, als die „Citizens“ deprimiert zur Pause in die Kabine schlichen. Zu souverän hatten die Bayern mit 75 Prozent Ballbesitz im ersten Spielabschnitt agiert, sie ließen Ball und Gegner laufen. Einziges Manko der Münchner: Das fehlende zweite Tor. Müller kam an eine zu scharfe Hereingabe von Robben nicht mehr ran (31.), David Alabas Versuch landete von einem City-Abwehrspieler abgefälscht letztlich in den Armen von Hart.

Nach der Pause traten die Manchester-Profis zunächst mit deutlich mehr Drang nach vorn auf. Nur dauerte auch das Aufbegehren nicht lange. Mit einem herrlichen Diagonalpass setzte Dante Sturmspitze Müller in Szene. Dessen Gegenspieler Gaël Clichy blieb einfach stehen und der Bayer hatte keine Probleme auch noch Hart zu überwinden.

Kaum hatte Robben nach schöner Einzelleistung das 3:0 erzielt und die Demütigung des Ex-Meisters zunächst fortgesetzt, sangen die FC-Fans „Football is coming home“. Leichte Unachtsamkeiten der Bayern ließen die Hausherren aber zum Ehrentreffer kommen.

Kein Ehrentreffer, sondern ein Siegtreffer

In Leverkusen sah die Partie zwischen Bayer Leverkusen und San Sebastian etwas anders aus. Dort gab es keinen Ehrentreffer, sondern einen Siegtreffer in der Nachspielzeit. Den erzielte Joker Jens Hegeler für Bayer Leverkusen. Der kurz zuvor eingewechselte Mittelfeldspieler schaffte mit einem sehenswerten Freistoßtor das 2:1 (1:0) gegen den spanischen Club Real Sociedad San Sebastian und bescherte der Werkself damit die ersten drei Punkte am zweiten Spieltag der Königsklasse.

Damit befinden sich die in der Bundesliga so überzeugend aufspielenden Leverkusener auch auf internationaler Bühne wieder auf Kurs, nachdem es zum Auftakt noch ein 2:4 bei Manchester United gegeben hatte. Am 23. Oktober kann Bayer im nächsten Heimspiel gegen Schachtjor Donezk den nächsten Schritt Richtung Achtelfinale machen.

„Mein erstes Freistoß-Tor in einem Pflichtspiel, das ist ein Riesengefühl, einfach unbeschreiblich“, sagte Hegeler nach seinem Kunstschuss. Bayer-Sportchef Rudi Völler war voll des Lobes. „Das war ein tolles Tor, ein schöner Abschluss nach einem Riesen-Fight gegen eine starke spanische Mannschaft. Wir sind super zurückgekommen. Es herrscht eine tolle Moral in der Mannschaft“, sagte Völler Völler. „Mit einem Unentschieden wäre es schwer geworden, nun haben wir alle Möglichkeiten.“

Unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw hatte Kapitän Simon Rolfes die Rheinländer mit seinem Tor kurz vor der Pause zunächst in Führung (45.+1) gebracht, doch Carlos Vela gelang für die ebenfalls mit einer Niederlage in den Wettbewerb gestarteten Spaniern der zwischenzeitliche Ausgleich (51.). Vela traf dabei im zweiten Anlauf, nachdem er zunächst mit einem Foulelfmeter an Bernd Leno gescheitert war. Doch in der hektischen Schlussphase durfte Bayer dank des Freistoßtreffers von Hegeler jubeln.

Vor 27.463 Zuschauern lief zunächst alles nach Plan für Bayer. Die Mannschaft von Trainer Sami Hyypiä, der im Vergleich zum Hannover-Spiel seine Startelf auf einer Position (Philipp Wollscheid für Emir Spahic) veränderte, übernahm von Beginn an die Initiative und kam gleich in der dritten Minute durch Heung-Min Son zur ersten Torchance. Nach einem langen Ball von Lars Bender prüfte der südkoreanische Nationalspieler den spanischen Keeper Claudio Bravo mit einem Schuss auf das kurze Ecke.

Entlastungsangriffe

Auch in der Folgezeit agierte Bayer mit hohem Tempo und gutem Pressing. Die sehr defensiv agierenden Spanier, die in der Primera Division nach zuletzt sechs Spielen ohne Sieg nur auf Platz 13 liegen, kamen in der ersten Viertelstunde kaum zu Entlastungsangriffen. Der Führungstreffer wollte Bayer aber zunächst nicht gelingen. Sowohl zwei Distanzschüsse von Wollscheid (9.) und Simon Rolfes (20.) blieben ohne Erfolg als auch ein Kopfball von Stefan Kießling (21.).

Der Bundesliga-Torschützenkönig stand dabei unter besonderer Beobachtung. Seit Wochen wird über eine mögliche Rückkehr Kießlings ins Nationalteam diskutiert, zumal nach den Verletzungen von Miroslav Klose und Mario Gomez große Stürmernot bei Löw herrscht.

Doch das Tor machte dann Rolfes. Nach einem Freistoß von Sidney Sam konnte Gäste-Keeper Bravo den wuchtigen Kopfball von Rolfes zunächst noch parieren, im Nachsetzen stocherte der 26-malige deutsche Nationalspieler den Ball über die Linie.

Nach dem Seitenwechsel wurden die Spanier immer stärker. Dabei halfen die Leverkusener mit eklatanten Abspielfehlern mit. Den Basken spielte dabei der schnelle Ausgleichstreffer in die Karten. Dem Elfmeter war ein Foulspiel von Roberto Hilbert an Vela vorausgegangen. Der Ausgleichstreffer brachte einen Bruch ins Leverkusener Spiel. Leno verhinderte mit mehreren Paraden gar Schlimmeres.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!