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Deutsche Reaktionen auf OpelEmpörung über "Turbokapitalismus"

Empört reagierte die Politik in Deutschland auf die Entscheidung der Firma GM, Opel doch zu behalten. GM erklärte sich bereit, Geld zurückzuzahlen, dennoch sprachen deutsche Politiker von "Turbokapitalismus".

Wie weiter mit Opel. Bild: dpa

BERLIN ap | Bundeskanzlerin Angela Merkel hob den geplatzten Deal mit Magna und der russischen Sberbank auf die Tagesordnung des Bundeskabinetts am Mittwoch. General Motors erklärte sich zur Rückzahlung des am 30. November fälligen Brückenkredits bereit. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle und die Ministerpräsidenten dreier Standortländer kritisierten die GM-Entscheidung gegen den Verkauf scharf.

Bund und Länder hatten die Brückenfinanzierung Anfang Juni bereitgestellt, um Opel über die folgenden Monate zu helfen. Der staatlich verbürgte Kredit sollte die Liquidität von Opel absichern, während Magna und GM über den Verkauf der Anteilsmehrheit miteinander verhandelten.

Brüderle: "Acht Wochen vor Weihnachten"

Die Bundesregierung erklärte, das nun von GM abgelehnte Konzept der Übernahme durch Magna und die russische Sberbank habe "eine überzeugende industrielle Logik" gehabt. Sie erwarte, dass General Motors den Konzern Opel stärke, die erforderlichen Anpassungen auf ein unverzichtbares Mindestmaß begrenzt und die 1,5 Milliarden Euro zurückzahle, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm.

Brüderle kritisierte vor der Kabinettssitzung die GM-Entscheidung scharf. "Ein solcher Umgang mit den Arbeitnehmern acht Wochen vor Weihnachten ist in keiner Weise hinnehmbar", sagte er und forderte General Motors auf, jetzt seine Restrukturierungspläne für die deutsche Tochter "schnellstmöglich auf den Tisch zu legen".

Rüttgers: "Turbokapitalismus"

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU), der im kommenden Mai Landtagswahlen bestehen muss, sicherte zu: "Wir werden weiter für Opel und den Standort Bochum kämpfen." Die Spitze von General Motors lasse nach mehreren Zusagen und monatelangen Verhandlungen "die Arbeitnehmer im Regen stehen. Dieses Verhalten von General-Motors zeigt das hässliche Gesicht des Turbokapitalismus". Das sei völlig inakzeptabel.

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) kritisierte die Entscheidung des GM-Verwaltungsrats scharf. "Ich bin sehr betroffen und zugleich verärgert, dass die monatelangen Bemühungen, für Opel Europa eine möglichst gute Lösung zu finden, an GM gescheitert sind", erklärte Koch. Er mache sich große Sorgen um die Zukunft des Unternehmens und seiner Arbeitsplätze.

Verweis auf GM-Staatshilfe in den USA

Der rheinland-pfälzische Regierungschef Kurt Beck (SDP) warf der EU-Kommission vor, die von Deutschland angestrebte Lösung für Opel verhindert zu haben: "Was ist das für eine Wettbewerbspolitik, die in Europa staatliche Absicherung ablehnt, während in den USA General Motors enorme Staatshilfe erhält?"

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier, der sich als Kanzlerkandidat und Außenminister nachdrücklich für die Übernahme durch Magna eingesetzt hatte, verlangte von der Bundesregierung, "schleunigst ein Standort- und Beschäftigungssicherungskonzept vorzulegen". Die Entscheidung ist "eine Unverschämtheit", sagte er.

Steinmeier: "Eine Unverschämtheit"

"An dem Tag, an dem Angela Merkel in Washington die deutsch-amerikanische Freundschaft beschwört, stellt der GM-Verwaltungsrat die Zukunft der Standorte und Arbeitsplätze in Deutschland grundlegend infrage." GM habe den Regierungswechsel in Deutschland "und die Ablehnung der Rettung der Arbeitsplätze durch die FDP" genutzt, um diese Entwicklung zurückzudrehen.

Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Gregor Gysi, warf der Bundesregierung Versagen vor. Alle Zusagen vor der Wahl seien "reine Sprechblasen gewesen", meinte er. Die Bundesregierung müsse mit der Regierung in Washington Verhandlungen über die Zukunft von Opel aufnehmen, forderte er. "Schließlich ist GM mehrheitlich in Staatshand."

Gysi fordert "mehr Mitspracherechte" ein

Außerdem müsse mit den europäischen Wirtschaftsministern "endlich eine gemeinsame Strategie für die Opel-Standorte gefunden werden, anstatt weiterhin auf Standortkonkurrenz zu setzen". Gysi bezeichnete es als "schweren Fehler", 4,5 Milliarden Euro Hilfen zuzusagen, ohne sich weitreichende Eigentums- und Mitspracherechte zu sichern. Damit laufe die Regierung Gefahr, den Abbau tausender Arbeitsplätze mit Steuer-Milliarden zu subventionieren.

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3 Kommentare

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  • DB
    Doktor B.

    Wie wäre es denn, wenn die Opelaner ihre aktuelle Wut nutzen würden, um Opel einfach selbst zu übernehmen?! "Ab jetzt gehört Opel nicht mehr GM, sondern uns!" könnte die Parole sein! Die Werke werden besetzt, kein GM-Manager oder -Handlanger mehr in seine Büros gelassen. Was sollte GM oder die deutsche Ordnungsmacht gegen tausende Opel-Mitarbeiter, die GM auf solche Weise einfach "von unten" enteignen würden, tun?!

    "Jeder hat soviel Recht wie er Gewalt hat", so der Philosoph Baruch Spinoza. Wer wollte denn der Gewalt von Zehntausenden Opel-Mitarbeitern widerstehen?!

    Wenn, ja wenn sie sich nur TRAUEN würden! DAS wäre ein internationales Signal gegen den Moloch Neoliberalismus! Traut ihr euch, Opelaner?!

  • JK
    Juergen K.

    Wenn "Bloss keine DDR"-Ruettgers von Turbokapitalismus redet,

     

    denke ich an Scheisse im Hirn.

  • V
    Volvo

    Die Bundesregierung kann von der Rückzahlung Opel-Aktien kaufen. Falls das Geld nicht für eine Übernahhme reicht, kann noch Enteignet werden, im Interesse der Gemeinschaft, versteht sich. Ansonsten zeigt sich wieder einmal mehr, dass sich Gewinnsucht nicht regulieren lässt, wie jede andere Sucht im übrigen auch.