Deutsche Bahn: Ende der Friedenspflicht
Am Sonntag sind die Verhandlungen zwischen Deutscher Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL vorerst beendet. Ab Montag müssen Bahnkunden mit Einschränkungen rechnen.
BERLIN taz Die Lokführergewerkschaft GDL wird aller Voraussicht nach in der kommenden Woche wieder zu Streiks bei der Deutschen Bahn aufrufen. "Ich bin nicht optimistisch, dass die nächsten drei Tage einen neuen Verhandlungsstand bringen", sagte am Freitag ein GDL-Sprecher der taz. Am Sonntag endet die Friedenspflicht. Sollte die Bahn bis dahin kein neues Angebot im Tarifkonflikt mit den Lokführern vorlegen, will die GDL Arbeitskampfmaßnahmen einleiten. Einzelheiten des weiteren Vorgehens will die Gewerkschaft am Montag Vormittag bekanntgeben - ein deutlicher Hinweis darauf, dass sie nicht mehr mit Verhandlungen rechnet.
Die GDL fordert einen eigenständigen Tarifvertrag für Lokführer und 31 Prozent mehr Lohn. Die Bahn hatte zuletzt die Übernahme des mit den anderen Bahngewerkschaften ausgehandelten Tarifvertrages angeboten, der Einkommensverbesserungen von 4,5 Prozent ab Januar 2008 vorsieht. Zudem bietet die Bahn eine Änderung der Entgeltstrukturen im Konzern sowie 2,5 Prozent mehr Lohn für jede Wochenstunde Mehrarbeit. Die GDL lehnte dieses Angebot als Provokation ab.
Bahnkunden müssen also ab Montag wieder mit massiven Einschränkungen rechnen - schon bei den Warnstreiks der Lokführer war es bundesweit zu erheblichen Beeinträchtigungen gekommen. Bislang hat die GDL ihre Aktionen aber immer 24 Stunden im voraus angekündigt: Ein Streik im Laufe des Montags ist deshalb also sehr unwahrscheinlich. Auch am Mittwoch, am Tag der Deutschen Einheit, fahren die Züge. Der Feiertag solle nicht entweiht werden, so GDL-Chef Manfred Schell an.
Die Bahn sieht sich für einen Arbeitskampf gut gerüstet. Sie will mit beamteten und nicht in der GDL organisierten Lokführern einen zwar eingeschränkten, aber verlässlichen Fahrplan garantieren - trotz Streiks.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter