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Deutsche Bahn zu WeihnachtenWas rollen kann, rollt

Die Bahn bietet rund um Weihnachten mehr Sitzplätze an. Mit dem Fahrplanwechsel werden internationale Verbindungen ausgebaut. Doch die Preise steigen.

Platz da! Um Weihnachten soll das Bahnfahren komfortabel sein Foto: Sebastian Wells

Berlin taz | Bahnfahrer können sich im Dezember ausnahmsweise einmal auf gute Nachrichten einstellen. Zunächst wird am 14. Dezember die Generalsanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim wie geplant abgeschlossen. Einen Tag später rollt der Verkehr zwischen beiden Städten wieder wie gewohnt. Der Zugverkehr wird damit laut Deutscher Bahn insgesamt merklich pünktlicher, weil ein großer Teil der Fernzüge auf diesen Streckenabschnitt angewiesen ist.

Am 15. Dezember beginnt der Winterfahrplan, der weitere Änderungen mit sich bringt. Zunächst einmal steht der Weihnachtsverkehr an. „Alles, was rollen kann, rollt über die Feiertage auch“, kündigt die Deutsche Bahn an. 410 ICE sind unterwegs, so viele wie noch nie. Der Reiseverkehr wird sich in diesem Jahr wohl auf mehrere Tage verteilen, weil Heiligabend in diesem Jahr auf einen Dienstag fällt. Damit die Kunden pünktlicher ihr Ziel erreichen, wird die Bautätigkeit am Jahresende auf ein Minimum reduziert.

Angeraten ist die Buchung von Fahrten, die länger im Voraus geplant werden können. Denn mit dem Fahrplanwechsel steigen die Preise im Fernverkehr. Bei Buchungen bis einschließlich 14. Dezember gilt der bisherige Preis. Eine Neuerung dieses Jahres erleichtert die Planung der Reisenden. Zugfahrten können seit Oktober über einen Zeitraum von einem Jahr im Voraus gebucht werden. Nur bei Auslandsfahrten gilt eine maximale Vorausbuchungsfrist von sechs Monaten.

Tickets zum Flexpreis sowie Zeitkarten verteuern sich um durchschnittlich 5,9 Prozent. Die Kosten für die Bahncards 25 und 50 verändern sich nicht. Dafür müssen Inhaber der Bahncard 100 6,6 Prozent mehr bezahlen. Dafür ist künftig ein Deutschlandticket Bestandteil der Netzkarte. Dieses kostet ab Januar 58 Euro statt bisher 49 Euro. Ob die Kunden das D-Ticket auch im übernächsten Jahr nutzen können, ist weiterhin offen. Nur für 2025 ist die Finanzierung der Mindereinnahmen durch das bundesweite Nahverkehrsticket gesichert.

Gedruckte Ankunftspläne bleiben

Die Bahn zieht auch im grenzüberschreitenden Verkehr zunehmend Kunden an. „Der internationale Fernverkehr boomt“, stellt Bahn-Vorstand Michael Peterson fest. Entsprechend der Nachfrage stockt das Unternehmen Auslandsverbindungen auf. So verkehrt künftig zwischen Berlin und Paris täglich ein ICE mit Zwischenstopp in Straßburg. Täglich verkehrt dann auch ein ICE zwischen Amsterdam und Stuttgart sowie München. Von München aus geht es in den Sommermonaten vier Mal am Tag über Verona nach Venedig und sechs Mal nach Bologna. Zusätzliche Züge verkehren zudem zwischen Berlin und Krakau.

Auch innerhalb Deutschlands erhöht die Bahn auf einigen besonders frequentierten Strecken den Takt. So werden zwischen Frankfurt und Berlin sechs zusätzliche Sprinter eingesetzt. Eine neue Direktverbindung gibt es zwischen Rostock und Stuttgart via Leipzig und Frankfurt. Osnabrück und Münster erhalten schnellere Verbindung in Richtung Süddeutschland. Allerdings werden Fahrten andernorts auch länger dauern. Denn auf der meistgebuchten Strecke von Hamburg nach Berlin steht im kommenden Jahr die Totalsperrung für die Grundsanierung an.

Ein anderes Vorhaben hat die Bahn nach Kritik von außen zu den Akten gelegt. Eigentlich sollten die auf weißem Papier gedruckten Ankunftspläne aus den Aushängen an den Bahnhöfen verschwinden. Nur die gelben Abfahrtspläne sollten bleiben. „Die Deutsche Bahn nimmt die Kritik von Öffentlichkeit und Verbänden ernst und ihre Entscheidung zurück“, teilte der Konzern nun mit. Stattdessen werde die Nutzung der gedruckten Informationen in den kommenden Monaten ausgewertet und dann über mögliche Veränderungen beraten.

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3 Kommentare

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  • Die unverschämten neuen Stornobedingungen beim Flexpreis sollten auch nicht vergessen werden: 7 bis 1 Tag vor dem 1. Geltungstag der Hinfahrt will man ab dem 14.12. eine Stornogebühr von 10 Euro (www.bahn.de/faq/storno-flexpreis).

    So wird der "Flexpreis" noch mehr zum Täuschprodukt (früher bot solch ein Ticket eine Flexibilität über mehrere Tage). Besonders frech wird die Bullshitgebühr dadurch, dass es laut Bedingungen augenscheinlich keine Ausnahmen bei kurzfristigen Fahrplanänderungen gibt. Pünktlich und berechenbar muss bei der Bahn ganz offensichtlich nur die Kundschaft sein.

    Wenn es der Bahn um leere Sitzplätze ginge, die man durch die Gegend fährt: Das Umbuchen von Reservierungen hat man abgeschafft (wegen angeblichem Missbrauch) aber keinerlei Anreize geschaffen, um nicht genutzte Reservierungen zumindest rechtzeitig abzumelden. Die technische Infrastruktur wäre mittlerweile zwar da, aber Gängeln und Ausnehmen statt Probleme zu lösen passt halt eher zur Bahn.

    • @Helmut Fuchs:

      Mit den Stornogebühren werden wahrscheinlich bei weitem noch nicht die daraus resultierenden bahninternen administrativen Aufwände gedeckt.



      Der Kaufvorgang muss auch aus steuerlicher Sicht komplett rückabgewickelt werden. Unsere Politiker (insbesondere Olaf Scholz in seiner Rolle als Finanzminister der letzten GroKo) hat da einiges an bürokratischen Hürden aufgebaut.

      • @Andere Meinung:

        Es wäre ziemlich albern wenn hier tatsächlich ein nennenswerter administrativer Aufwand entstünde. Selbst der Bahn traue ich solches Versagen in der Organisation der Buchhaltung nicht zu.

        Im Übrigen ist es so, dass die Konkurrenzfähigkeit zum Auto nicht besser wird, indem man alles, was mit Kundenfreundlichkeit zu tun hat, zurückbaut. Unfaires Geschäftsgebaren merkt man sich.

        Und die heute wieder erlebte Pannenserie macht mir zumindest überdeutlich, dass dieses Unternehmen sehr stringent falsche Prioritäten setzt. Es ist zwar rührend, wenn das Begleitpersonal sich schämt, aber davon bekomme ich weder Geld noch Lebenszeit zurück.