Deutsche Bahn verweigert Einfahrt: Gedenkzug aufs Abstellgleis
Die Deutsche Bahn verweigert dem "Zug der Erinnerung" die Einfahrt in den Berliner Hauptbahnhof - angeblich aus technisch-organisatorischen Gründen.
BERLIN taz Die Deutsche Bahn will den "Zug der Erinnerung" schon wieder aufs Abstellgleis schieben: Die rollende Ausstellung, die an die Beteiligung der Reichsbahn an den Deportationen von rund 12.000 deutsch-jüdischen Kindern in die nationalsozialistischen Vernichtungslager erinnert, darf in der kommenden Woche nicht wie geplant in den Berliner Hauptbahnhof und den Bahnhof Grunewald einfahren. Das teilte die Bahn der Bürgerinitiative "Zug der Erinnerung" am Mittwochabend mit.
Die Initiative beharrt weiterhin auf einem Stopp ihres Zuges "an den zentralen Orten in Berlin" und will sich an die Aufsichtsbehörde der Bahn wenden, sagte Sprecher Rüdiger Minow. "Sollte die Bahn AG bei ihrer Weigerung bleiben, wird die Bundesnetzagentur eingeschaltet." Die Begründung der Bahn, warum die Ausstellung nicht in die Bahnhöfe einfahren darf, sei offensichtlich vorgeschoben. Die Bahn hatte erklärt, im Hauptbahnhof gefährde die alte Dampflok, die die Waggons zieht, die Sicherheit. "Da wird sofort die Rauchmeldeanlage aktiviert, die können wir nicht ausschalten", sagte ein Bahnsprecher der taz. Dasselbe hatte die Bahn auch beim Hamburger Hauptbahnhof behauptet. Nach massiven Protesten konnte der Zug dann doch am Ostermontag einfahren. Minow sagt darum: "Das sind offensichtlich willkürliche Verbote, die nach politischen Interventionen sofort in sich zusammenfallen."
Auch die Berliner Landespolitik zeigte sich empört: Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) äußerte sein "Unverständnis", für die Linke versprach die frauenpolitische Sprecherin Evrim Baba: "Wir werden auf die Barrikaden gehen."
Der Zug fährt seit Herbst durch deutsche Städte und soll am 8. Mai im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz ankommen. Das von Bürgerinitiativen initiierte Projekt entstand nach der Weigerung der Bahn, eine Ausstellung über die Deportation französisch-jüdischer Kinder in ihren Bahnhöfen zu zeigen. Inzwischen hat die Bahn eine eigene Ausstellung "Sonderzüge in den Tod" eröffnet.
Der Zug der Erinnerung werde dagegen von der Bahn seit seinem Start massiv behindert, sagt Minow. Damit meint er auch die Kosten für die Benutzung der Trasse und für Strom, die die Bahn der Initiative in Rechnung stellt. Der Bahnsprecher erklärte, die Bahn sei dazu gesetzlich gezwungen. "Aber wir denken darüber nach, das Geld im Anschluss an ein anderes Projekt zu spenden."
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