Deutsch-türkische Beziehungen: Inhaftierter Deutscher freigelassen
Einer der beiden deutschen Staatsbürger, die am Freitag festgenommen worden waren, ist wieder auf freiem Fuß. Das teilte das Auswärtige Amt am Montag mit.
Am vergangenen Freitag waren auf dem Flughafen des Urlaubsorts Antalya zwei Deutsche aus politischen Gründen festgenommen worden. Der zweite ist weiterhin in Haft.
Bei den beiden festgenommenen Deutschen handelte es sich Medienberichten zufolge um ein Ehepaar. Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete am Montag, beide Ehepartner hätten türkische Wurzeln. Die Ehefrau sei nach einem Verhör bei der Staatsanwaltschaft freigelassen worden. Gegen sie werde aber weiter ermittelt. Der Ehemann sei weiterhin in Polizeigewahrsam. Der WDR berichtete, es handele es sich um ein Unternehmer-Ehepaar aus Rheinland-Pfalz mit türkischen Wurzeln.
Anadolu berichtete, bei den Vorwürfen gehe es um Verbindungen zur Gülen-Bewegung, die die türkische Regierung für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich macht. Die Staatsanwaltschaft sei nach einer entsprechenden Anzeige aktiv geworden. Die Nachrichtenagentur DHA hatte berichtet, die Deutschen seien nach Antalya gereist, um Urlaub zu machen. Am Flughafen waren sie am Donnerstag festgenommen worden.
Elf politische Gefangene
Nach der Freilassung sitzen damit noch insgesamt elf Deutsche in türkischen Gefängnissen, denen unter anderem Unterstützung von Terroristen vorgeworfen wird. Sie wurden alle nach dem gescheiterten Putschversuch vor einem Jahr festgenommen.
Die Bundesregierung hatte nach der Inhaftierung des Menschenrechtlers Peter Steudtner Mitte Juli einen Kurswechsel in der Türkei-Politik vorgenommen und die Reisehinweise für das Urlaubsland vieler Deutscher verschärft. Seit den Festnahmen am Freitag werden weitere Reaktionen diskutiert.
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz forderte im TV-Duell mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Sonntagabend überraschend einen Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei. Merkel will darüber Gespräche mit den anderen EU-Mitgliedern führen. Für einen Abbruch der Verhandlungen ist ein einstimmiger Beschluss der 28 EU-Mitglieder nötig. Die türkische Führung warf Merkel und Schulz am Montag Populismus im Umgang mit den Beitrittsgesprächen vor.
Dieser Artikel wurde aktualisiert um 14.30 Uhr.
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