Detroit Lions haben endlich Erfolg in NFL: In Honolulu-Blau zum Sieg

Mit spektakulären Comeback-Siegen das eigene Negativ-Image vertreiben: Das American-Football-Team der Detroit Lions startet mit vier Siegen in die NFL.

Auf Siege fokussiert: Detroits Defensivspieler Kyle Vanden Bosch und Ndamukong Suh beim Sieg gegen Dallas. Bild: reuters

Direkt unter dem stolzen Löwen auf der vereinseigenen Website überschlagen sich die Überschriften derzeit in großen, klaren Lettern. Das Ergebnis der letzten Partie der Detroit Lions steht stellvertretend für die ungewohnte Situation des Teams: 34:30 hieß es am Ende gegen die favorisierten Dallas Cowboys, vorausgegangen war eine 24-Punkte-Aufholjagd. Zu Beginn des dritten Viertels im Cowboys Stadium hatte es noch 3:27 gestanden.

Das war exakt die gleiche Energieleistung wie am Spieltag zuvor, als bei den Minnesota Vikings ein 20-Zähler-Rückstand in einen 26:23-Sieg umgewandelt wurde – ein Novum in der langen Geschichte der National Football League. "Wir haben momentan einfach eine gute Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen Wilden", erklärte Coach Jim Schwartz nach dem Doppel-Comeback seiner Lions.

Der Detroiter Fan an sich hofft auf den Beginn besserer Zeiten. Die letzten erwähnenswerten Erfolge des Teams liegen Jahrzehnte zurück. Anfang der 90er war es, als Running-Back-Legende Barry Sanders die Mannschaft fünf Mal in die Playoffs führte. In ihrer langen Klubhistorie, die bis ins Jahr 1929 zurückgeht, haben sich die Löwen aus der Autostadt noch nie für den Super Bowl, das Endspiel der NFL, qualifiziert.

0 Siege, 16 Niederlagen

Besonders um die Jahrtausendwende war die Mannschaft eher Lachnummer denn ernst zu nehmender Gegner. 2008 brachte die damals vom glücklosen Rod Marinelli trainierte Truppe gar das Kunststück fertig, kein einziges der 16 Saisonspiele zu gewinnen – auch das einmalig in der Ligageschichte.

Matt Millen, von 2001 bis 2008 Präsident, musste in seiner Amtszeit die schlechteste Bilanz der neueren NFL-Statistiken verantworten: Nicht einmal jedes dritte Spiel konnte gewonnen werden, Grund genug für anhaltende Fan-Proteste, die letztendlich zum fast schon erlösenden Rücktritt des unbedarften Millen führten. Insgesamt elf Jahre dauert nun schon die Playoff-lose Zeit der im markanten "Honolulu-Blau" auftretenden Detroit Lions an.

Der makellose Saisonstart mit bisher 4:0 Siegen lässt hoffen, auch wenn Spieler und Vereinsverantwortliche alle Register der Interviewphrasen ziehen, um die Erwartungen zu dämpfen. "Wir haben doch bisher noch nichts erreicht," betont Wide Receiver Nate Burleson, einer der erfahreneren Spieler im Kader, um dann sichtlich stolz zu bemerken: "Aber die Art und Weise, wie wir alle zusammenhalten, das kannte ich so noch gar nicht. Wir lernen jetzt erst, wie schön es ist, zu gewinnen."

Die aktuell längste Siegesserie der Liga halten die Detroiter, saisonübergreifend stehen nunmehr acht Erfolge in Serie auf dem Konto. Dass es nicht schon im letzten Jahr zu mehr gereicht hat, lag an einem damals katastrophalen Start in die Spielzeit mit Niederlagenserien von erst vier, später dann fünf Partien. "Wir erleben im Moment das genaue Gegenteil vom Beginn der vergangenen Saison", sagt Schwartz. "Damals mussten sich die Jungs das Selbstvertrauen erst erarbeiten. Jetzt geht es darum, es zu erhalten. Wir wissen schon, wie wir das alles hinbekommen haben."

Quarterback mit Touchdown-Touch

Der 45-Jährige mit dem stets etwas schläfrigen Blick trainiert die Lions in seiner dritten Saison, hatte die undankbare Aufgabe, den Club direkt nach diesem ominösen 0:16-Jahr zu übernehmen. Seitdem hat sich die Bilanz jedes Jahr verbessert, in dieser Saison weiter angeführt vom derzeit überragenden Quarterback Matthew Stafford, der mit bisher 11 Touchdown-Pässen nur ganz knapp hinter den Granden Aaron Rodgers von Meister Green Bay (12) und Tom Brady aus New England (13) liegt.

"Wer zweimal einen solchen Rückstand aufholen kann, der hat schon etwas Besonderes geschafft", sagt der 23-Jährige, der in seinem dritten Profijahr nun wohl den lange erwarteten Durchbruch geschafft hat. In den Jahren zuvor wurden vielversprechende Ansätze stets durch Verletzungen gestoppt.

"Jetzt können wir endlich Matts Mentalität richtig übernehmen. Auf dem Feld sind wir cool, gefasst und voll konzentriert", erklärt Schwartz die Wirkung seines Spielmachers. Es könnte also gut sein, dass man auf der Lions-Website noch etwas länger die ungewohnten Erfolge in fetten Lettern feiert.

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