Desaster in belgischem Gefängnis: Flucht mit dem Helikopter
Schon zum dritten Mal ist in Belgien ein Ausbruch per Hubschrauber aus einem Gefängnis gelungen. Die Forderung, überall Netze über die Innenhöfe zu spannen, wird immer lauter.

BRÜGGE/BRÜSSEL dpa | Ein Hubschrauber landet im Gefängnishof, nimmt drei Häftlinge an Bord und fliegt davon - einen Tag nach diesem spektakulären Ausbruch aus einer Haftanstalt im belgischen Brügge fehlt von den drei Flüchtigen noch immer jede Spur.
Unter ihnen ist einer der gefährlichsten Kriminellen Belgiens: Ashraf Sekkaki. Auf sein Konto gehen mehrere Gewalttaten, Überfälle, Kidnapping - er gilt als psychisch krank und äußerst brutal. Die Sicherheitsvorkehrungen in belgischen Gefängnissen seien verstärkt worden, berichtete die Nachrichtenagentur Belga am Freitag. Polizisten, gegen die Sekkaki mehrfach Morddrohungen ausgesprochen hatte, wurden gewarnt.
Am Tag des Ausbruchs hatte Belgiens Justizminister Stefaan de Clerck noch am Vormittag das Gefängnis in Brügge besucht. Mittags verließ er die Haftanstalt - am Abend um 17.40 Uhr landete der Hubschrauber im Hof. Der Pilot des Helikopters war zuvor von einem Paar als Geisel genommen worden. Die beiden gaben sich als Touristen aus, die einen Rundflug gebucht hatten.
"Es war wie im Film", sagte der Pilot Ludwig Louwagie der Nachrichtenagentur. Er blieb unverletzt. Er habe noch versucht, die Landung im Gefängnishof zu verhindern - doch er sei mit einer Waffe bedroht worden. "Ich hatte keine Wahl." Der Pilot weigerte sich aber vehement, mit sechs Personen an Bord zu starten, weil der Helikopter das nicht schaffen könne, erzählte er. Kurzerhand wurde ein Komplize im Gefängnishof zurückgelassen.
Der Helikopter wurde am Donnerstagabend auf einem Feld bei Aalter entdeckt, das südöstlich von Brügge und rund 200 Kilometer entfernt von der deutschen Grenze bei Aachen liegt. Die Gefangenen flüchteten - Louwagie rief bei einem nahe gelegenen Bauernhof um Hilfe.
Die Gangster sollen dann ein Auto angehalten und die Fahrerin als Geisel genommen haben. Die Frau wurde südöstlich von Gent wieder freigelassen. Auch sie blieb unverletzt. Es wird vermutet, dass die Flüchtigen zunächst mit einem schwarzen Mercedes in Richtung Frankreich unterwegs waren. Weiter wird angenommen, Sekkaki könnte sich in seine Heimat Marokko absetzen.
Bereits zum dritten Mal ist in Belgien ein Ausbruch per Hubschrauber aus einem Gefängnis gelungen. Die Forderung, überall Netze über die Innenhöfe zu spannen, wird immer lauter. Brügge hat eigentlich eines der sichersten Gefängnisse in Belgien.
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