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■ Russland setzt gegen Tschetschenien nur auf ein Mittel: GewaltDer unheilige Krieg

Wer bislang gehofft hatte, in Moskau stünde eine politische Lösung des Konflikts mit Tschetschenien immer noch zur Disposition, sieht sich jetzt eines Besseren belehrt. Spätestens als der russischen Premierministers Wladimir Putin ankündigte, die aufmüpfige Kaukasusrepublik einem moskautreuen Gouverneur zu unterstellen, zeigte sich, dass die russische Regierung nur noch auf ein Mittel setzt: Gewalt. Tschetschenien wird de facto zu einer Militärdiktatur, die legitimen Institutionen Tschetscheniens werden quasi im Handstreich hinweggefegt. Zwei Friedensabkommen werden so außer Kraft gesetzt werden, doch das ist kaum mehr als eine Randnotiz.

Der Versuch der Militärs, durch die Einrichtung einer sogenannten Sicherheitszone die Republik zu teilen und den südlichen, schwer zugänglichen Teil samt Rebellen auszuhungern, deutet zwar darauf hin, das Russland aus dem Desaster des zweijährigen Krieges etwas gelernt hat. Jedoch taugt diese veränderte Militärstrategie allenfalls dazu, der eigenen Bevölkerung das erneut beginnende sinnlose Morden zu verkaufen und eine Illusion weiterhin hartnäckig zu nähren: Tschetschenien könnte, wenn auch nur mit gewaltigem Zwang, noch in der russischen Föderation gehalten werden.

Doch diese blutige Rechnung, die tausende mit ihrem Leben bezahlen müssen, wird nicht aufgehen. Im Gegenteil: Mittlerweile dürfte es auch Tschetscheniens Präsidenten Aslan Maskhadow klar geworden sein, dass seine mehrmals signalisierte Bereitschaft, mit Moskau zu verhandeln, dort allenfalls mit einem müden Lächeln quittiert wird. Da ist es folgerichtig, dass er zum Gegenangriff rüstet und zum heiligen Krieg aufruft.

Und dieser Ruf dürfte nicht ungehört verhallen. Überdies könnte das brutale Vorgehen der russischen Truppen, das bereits jetzt zahlreiche Tote gefordert und über 100.000 Menschen zu Flüchtlingen gemacht hat, noch zu einem weiteren unerwünschten Effekt führen: Zu einer breiten Solidarisierung mit den islamistischen Kämpfern, die sich bislang unter der Bevölkerung im Nordkaukasus nicht übermäßiger Sympathien erfreuen.

Aber die wähnt sich jetzt, verständlicherweise, als Opfer eines planmäßig organisierten Genozids. Noch sind die Rebellen in Wartestellung. Noch. Doch die nächsten Bombenattentate in Russland sind nur eine Frage der Zeit. Und was Tschetschenien angeht, da steht die entscheidende Schlacht erst noch bevor. Barbara Oertel

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