: Der tote Hacker
Nur die Berliner Staatsanwaltschaft hat den Fall Boris F. abgeschlossen. Die Freunde des unter dem Namen „Tron“ bekannten Hackers, der im Oktober 1998 in einem Park erhängt aufgefunden wurde, geben nicht auf. Zu offensichtlich erscheint ihnen, dass die Ermittler nicht wirklich interessiert waren an der Aufklärung dieses Todesfalls. Die Annahme, mit der die Akten geschlossen wurden, das Mitglied des Chaos Computer Clubs habe sich selbst umgebracht, fand auch Andy Müller Maghun, Icann-Direktor und Sprecher des Hackervereins, nie so recht vereinbar mit den bekannt gewordenen Tatsachen, etwa der Leichenschau. Nun haben Trons persönliche Freunde unter www.tronland.de dem Toten eine eigene Website gewidmet. Sie ist noch im Aufbau begriffen, enthält aber schon jetzt Dokumente, die in der Tat auf einen Justizskandal hindeuten.
Boris F. hat an Sicherheits- und Verschlüsselungstechniken gearbeitet, deren Funktion und Leistungsfähigkeit die Website auch für Laien verständlich erklärt. Die Vermutung, dass dieses Fachwissen auch für Geheimdienste relevant war, ist nahe liegend. Damit ist natürlich die weitere Frage nicht beantwortet, wer ein Interesse an Trons Tod gehabt oder gar einen Mord ausgeführt oder in Auftrag gegeben haben könnte. Vollkommen unglaubwürdig ist nur, dass Boris F. urplötzlich keine Lust mehr gehabt haben soll, sein Leben fortzusetzen. niklaus@taz.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen