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Der sonntaz-Streit„Baby, ich zeig dir Welt”

Wenn dieses Jahr „Shades of Grey” in die Kinos kommt, verfolgen Millionen, wie eine Frau Dominanz genießt. Darf man Machos wieder lieben?

Laut einer Allensbach-Studie glauben 64 Prozent der befragten Männer, dass es mit der Gleichberechtigung langsam reiche. Bild: AllzweckJack/photocase.de

„Komm, Baby, ich zeig dir die Welt.“ Lieber einen Macho als den postmodernen Mann, der die No-Carb-Diät fastet, findet Judith Luig. Die Autorin von „Breitbeiner: Warum wir Machos trotzdem mögen“ findet Macho-Attitüden seien eben unterhaltend; „ein Mann, der weiß, was er will, ist sexy“, schreibt sie im sonntaz-Streit der Woche zur Frage: „Darf man Machos wieder lieben?”

Frauen würden von ihrer Selbstsicherheit und Entschiedenheit angezogen – wenn sie Machos auch nicht länger als für „ein kleines Intermezzo“ lieben sollten, denn: „Eindimensionalität wird dann doch auf Dauer fade“.

„Einen modernen Macho – so einen Mann brauche ich“, schreibt auch BDSM-Bloggerin Devana Remold, „denn ich bin eine starke Frau mit einem starken Willen“. Nur mit jemandem, mit dem sie sich auf Augenhöhe fühle, könne sie auch ihrer sexuellen Neigung nachgeben.

Millionen werden in diesem Jahr verfolgen, wie es eine Frau genießt, der Dominanz eines Mannes zu verfallen, wenn die Erfolgstriologie „Shades of Grey“ in die Kinos kommt.

taz.am wochenende

Härtere Strafen, Internetzensur, Adoptionsverbot für Homo-Paare – mit dem Argument, es gehe um das Wohl der Kinder, wird Politik gemacht. Aber wie ernst wird das Kindeswohl wirklich genommen? Eine Betrachtung in der taz.am wochenende vom 3./4. Mai 2014 . Außerdem ein Porträt Sigmar Gabriels. Der Wirtschaftsminister setzt das Werk Peter Altmaiers fort und erdrosselt langsam die Energiewende. Und: Ein Gespräch mit der Modetheoretikerin Barbara Vinken über George Clooney in Seidenstrümpfen. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Man könnte das als Rollback bezeichnen, als anachronistisch – oder als emanzipierte Sehnsucht. Wie überfordert Männer von den an sie gestellten Forderungen sind, zeigt die Studie „Wie tickt der Mann?“ des Instituts für Demoskopie Allensbach. Ihr zufolge glauben 64 Prozent der Männer, dass es mit der Gleichberechtigung langsam reiche. Dass sie inzwischen übertrieben sei, glaubt fast jeder dritte Mann.

„Auf die Augenhöhe kommt es an, auf gleiche Rechte, vor allem auf gleiche Würde und Respekt“, findet Ulle Schauws, frauenpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag. Männer, die sich wie Machos verhalten, müssten das kapieren, schreibt sie im Streit der Woche: „Die Gegenwehr von Frauen bei der Debatte um Sexismus und #Aufschrei hat dies mehr als deutlich gezeigt.“ Andererseits habe doch erst der Feminismus Frauen die Freiheit gebracht, zu lieben wen sie wollen, schreibt Philosophin und Autorin Antje Schrupp: „Und schließlich hat ja auch eines unserer größten Vorbilder, Simone de Beauvoir, einen Macho geliebt.“

Die Streitfrage beantworten außerdem Drag-Queen Olivia Jones; Nicole von Horst, Studentin und eine der #aufschrei-Initiatorinnnen; Chris Köver, Mitbegründerin und Co-Chefredakteurin des Missy Magazine; Petra Balzer, Coach für Fach- und Führungskräfte und Leser Norman Aretz – in der sonntaz vom 3./4. Mai 2014.

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6 Kommentare

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  • Einvernehmliche sexuelle Rollenspiele zu politisieren erscheint mir bigott und sinnlos. Manche Männer lassen sich (warum auch immer) gerne sexuell von Frauen dominieren, und umgekehrt. Und über jede Veranlagung hat irgendwann mal jemand einen Film gedreht. So what ?

  • Vorweg -

    wer im Grobmuster die Hefe für

    machos nasciturus besichtigen will,

    richte mal verstärkt das Auge südlich transalpina-modella -

     

    was dann im reture schön eine gewisse

    Vorliebe gewisser Vertreterinnen

    der Damenwelt erklärt -

     

    (kurz - klassisches

    kybernetisches Modell mit

    denaturiertem sidekick)

     

    und die Frage Selbstbewußtsein/macho

    locker &

    fein ad absurdum (&gern auch auf den Hund) schickt;/)

     

    was ich aber - die Hacke - nicht zusammenkriege -

    " Baby, ich zeig dir die Welt" /

    ja & Das Bild -

    ( finden Sie das fehlende Detail;

  • Macho-getue hat für mich nichts mit Selbstbewusstsein und dass jemand weiß was er will zu tun. Anziehender hingegen finde ich es wenn ein Mann es nicht nötig hat sich vor mir aufzuplustern oder zu erwarten dass ich mich kleiner gebe damit er sich größer fühlen kann.

    • @JammerLammy:

      1. Du musst Dich nicht kleiner machen als Du bist. Macho zu sein bedeutet nicht zwingend, dass man ein Heimchen am Herd haben will. Eindimensionalität ist nicht nur Frauen langweilig.

      2. Ich plustere mich nicht auch, ich bin so groß und toll.

       

      Wenn Männer sich feiern fühlen sich viele Frauen angegriffen und potentiell abgewertet, warum?

      • @Robert:

        1. Ja eben, Macho sein sagt halt erstmal nicht so viel aus, ein Mensch ist eben mehr als ein Stereotyp.

        2. Das freut mich für dich ;).

         

        Letzteres kann ich natürlich nicht allgemeingültig beantworten sondern nur aufgrund eigener Erfahrungen. Wenn das "sich feiern" mit einer Wertung verbunden ist finde ich das auch nicht unbedingt toll, aber ich nehme das dann nicht automatisch persönlich (sofern da wirklich eine Wertung drinsteckt). Mich stört eher die Tatsache, dass Männern und Frauen häufig geschlechterspezifische Charaktereigenschaften und Fähigkeiten zugeschrieben werden und diese dann auch unterschiedlich bewertet werden. Z.B. hat mich ein Kumpel mal darum gebeten niemandem zu erzählen dass ich ihn in einem Videospiel besiegt habe, weil seiner Ansicht nach sollten Männer alles besser können als Frauen. Wenn sich einige Männer mit diesem Hintergedanken feiern ist das eben abwertend. Überhaupt bin ich eher dafür, jemanden zu feiern weil er ein toller Mensch ist und nicht weil er rein zufällig mit einem Penis auf die Welt gekommen ist und die Leute ihm automatisch mehr zutrauen, ob es nun stimmt oder nicht :P.

  • Die Fragestellung der Studie ist manipulativ, Männer haben zunehmend nicht die Schnauze voll von "Gleichberechtigung" sondern von Frauenbevorzugung und "positive Diskriminierung" von Männern.

     

    Wann z.B. setzen sich FeministInnen für Gleichberechtigung von Vätern und Müttern ein? Eben, feministische Programmatik hat nichts mit "Gleichberechtigung" zu tun, und das stößt zunehmend auf.

     

    Und was die Machos angeht: Frauenversteher, Softies und NiceGuys sind einfach langweilig. Die Frauen wollen dieses feministische Produkt nicht, und somit ist der feministisch korrekte Mann mit 30 noch Jungfrau...