Kommentar: Der rechte Platz
■ Warum das politische Programm Rühe für Rühe unbegreifbar ist
Es gibt Leute in der CDU, die haben noch immer nichts verstanden. Allen voran einer, dessen einziges politisches Programm Volker Rühe heißt.
Das Mitleid mit dem Mann, der lange Jahre als einziges Hamburger Schwergewicht in der Bundespolitik galt, hält sich in engen Grenzen. Denn er steht da, wo der rechte Platz für ihn ist: vor dem Scherbenhaufen seiner politischen Karriere. Und das begreift er nicht.
Er versteht nicht, warum er nicht Regierungschef in Schleswig-Holstein werden darf, obwohl es doch andere gewesen sein sollen, die den christdemokratischen Karren vor die Wand fuhren. Begreift nicht, warum so viele sich nicht von ihm Linderung versprechen, sondern von einer Frau aus dem Osten, die doch keinen Deut fortschrittlicher ist als er selbst. Kapiert nicht, warum Kohls „Mädel“ in der Öffentlichkeit und in seiner eigenen Partei besser ankommt als er, der er doch nur Kohls „Sekretär“ war. Und er versteht nicht, warum die Christdemokraten in seiner politischen Heimat Hamburg ihn öffentlich demontieren.
Es wird was damit zu tun haben, dass Figuren wie Rühe nie Parteifreunde haben, höchstens Kumpane der Macht. Und genau so einen schickt er nun los, damit er der Basis weismache, sie habe gar nicht gewollt, was sie will.
Es sind die üblichen widerlichen Machtspielchen derer, die nichts begreifen können, weil sie keine Lehren zu ziehen im Stande sind. Es gibt immer noch reichlich von dieser Sorte in dieser Partei. Allen voran einen, der Volker Rühe für ein politisches Programm hält.
Sven-Michael Veit
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen