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Das PortraitDer politische Führer von Hamas

■ Khaled Mascha'al

Khaled Mascha'al überlebte nur knapp einen Giftanschlag durch den israelischen Geheimdienst Mossad. Jetzt zieht er gegen die Agenten vor Gericht Foto: Reuters

Die Geister scheiden sich über die tatsächliche Bedeutung des Hamas-Führers Khaled Mascha'al, der vor zwei Wochen bei einem Anschlag des israelischen Geheimdienstes Mossad in der jordanischen Hauptstadt Amman nur knapp mit seinem Leben davon kam.

Mossad-Kreise beschreiben den 41jährigen Vater von sieben Kindern als Kopf der Schlange, die für die Hamas- Selbstmordanschläge in Israel verantwortlich ist. Aus Kreisen des israelischen Militärs heißt es dagegen, Mascha'al gehöre nicht zu den zehn wichtigsten Hamas- Größen. Zudem trenne Hamas stets strikt zwischen seiner politischen Führung und dem militärischen Flügel.

Mascha'al gehört eindeutig zur politischen Struktur der palästinensischen Islamisten. Seit letztem Jahr gehört er dem Hamas-Politbüro an. Das erste Mal gelangte der bärtige Freund von Anzug und Krawatte vor drei Jahren ins politische Rampenlicht, als er kurz vor den palästinensischen Legislativrats- wahlen bei Verhandlungen zwischen der PLO und Hamas in Kairo als Hamas-Unterhändler auftrat. Die Organisation verkündete nach den Gesprächen, nicht an den Wahlen teilzunehmen, aber auch nicht direkt zu einem Wahlboykott aufzurufen. Vor den Verhandlungen war der eher uncharismatische Hamas-Aktivist öffentlich kaum aufgefallen.

Die Geschichte Mascha'als ist von Kindesalter an eine Geschichte der Flucht. Geboren in einem kleinen Dorf in der Nähe der Westjordanstadt Ramallah, emigrierte seine Familie nach der israelischen Besetzung des Westjordanlandes 1967 nach Kuwait. Dort schlug sich sein Vater als Imam (Vorbeter) einer Moschee durch. Mascha'al selbst studierte Naturwissenschaften und avancierte schnell zu einem der dortigen islamistischen Studentenführer. Später arbeitete er in Kuwait als Physiklehrer. Mit dem Golfkrieg mußte Mascha'al mit seiner Familie ein zweites Mal alle Sachen packen, diesmal ging es in die jordanische Hauptstadt Amman, wo er sich voll und ganz der islamistischen Hamas verschrieb. Oft wurde er von der Organisation mit außenpolitischen Fragen beauftragt, die manchmal von vitaler Bedeutung für die Gruppe waren – etwa, wenn Mascha'al in die USA reiste, um dort ausgiebig Spenden für die Islamisten zu sammeln. Karim El-Gawhary

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