piwik no script img

■ VorschlagDer niedlichste Teddybär aus Island: Paul Oscar auf Besuch in Berlin

Als in seiner isländischen Heimat Anfang Februar bekannt wurde, daß Paul Oscar sein Land beim Grand Prix d'Eurovision vertreten würde, war man sich selbst im hinterletzten Gerölldorf Islands einig: eine gute, ja, die beste Wahl. Er ist jung (27), hübsch (finden alle Mädchen und Jungs) und nett (meinen die meisten Eltern). Außerdem hat er einen Schlafzimmerblick und sieht doch aus wie ein Plüschtier, das man am liebsten aufs Sofa setzen würde, um mit ihm zusammen die Sesamstraße anzugucken. Er verkörpert eine herzensgute Mischung aus Nena und frühem Grönemeyer, nur eleganter.

Paul Oscar, die unumstrittene Pop-No.-1 seines Landes und ausgezeichnet mit etlichen Goldenen Schallplatten (für je 5.000 verkaufte Tonträger), sang vor zehn Tagen in Dublin auf weißem Knautschledersofa seine Ballade von Minn hinsti dans („Mein letzter Tanz“). Traurigerweise landete er doch nur auf einem hinteren Rang. Immerhin bekam er Punkte aus den Ländern, die ihre Juries per TED votieren ließen: ein sicheres Zeichen, daß die technoumspülte Nummer bei der MTV-geprägten TV-Jugend nicht durch den Rost fiel.

Gleich nach dem Contest hat sich der offen schwule Sänger auf den Weg zum Kontinent gemacht: Sonnabend gab er, gehüllt in eine schwarzsamtene Kombination, die etwas an einen Strampelanzug erinnerte, in der Galerie Janssen eine reizende Autogrammstunde. Er gab sich geduldig und glücklich, daß mindestens 60 Männer ihn anhimmelten und seinen Namenszug wollten. Heute gibt er zwei Auftritte beim Herrenausstatter Erdmann im Europacenter (11 & 18 Uhr); am kommenden Wochenende weilt er wieder in seiner Lieblingsstadt Berlin – angeblich, weil es die einzige europäische Stadt ist, in der schüchterne Naturen wie Paul Oscar noch zurückhaltender werden. Sein popmusikalisches Bekenntnis faßt er so zusammen: „Ich bin für bessere Musik. Für schöne Lieder und für schöne Dinge in den Liedern.“ Zu seinen Vorbildern zählt er Dionne Warwick (wegen ihrer zurückhaltenden Armbewegungen und der Burt- Bacharach-Lieder) und die Irin Dana („All Kinds Of Everything“), aber auch die niederländische Popgruppe Teach-In („Ding- A-Dong“). Jan Feddersen

Heute 11 & 18 Uhr, Herrenausstatter Erdmann, Tauentzienstr. 9 (Europacenter); Sonnabend, 17 Uhr, Akademie der Künste (zur Eröffnung der Ausstellung „Good bye to Berlin – 100 Jahre Schwulenbewegung“; Sonntag, 23 Uhr, Gay Tea Dance, Metropol

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen