hamburger szene : Der liebe Onkel Doktor
Manchmal denkt man sich ja nichts Böses. Geht zum Beispiel arglos in einen, sagen wir: Sanitätsladen. Um, sagen wir: für das strapazierte Knie eine Bandage zu erstehen. Ein Geschäft wie alle anderen – abgesehen vielleicht von den recht intensiven Windel- und Krückstock-Auslagen in der Vitrine. Auch auf die schleppende Bedienung reagiert man nicht sonderlich beunruhigt. Man ist es ja gewohnt, vom Postamt und aus dem Supermarkt.
Was einen allerdings ein bisschen aus der Fassung bringt, ist dann die besorgte Frage der ältlichen Verkäuferin, was der Onkel Doktor denn da verschrieben habe. Bandagen dieses Typs gebe es doch gar nicht. Auch der Blick ins Regal bringt keine Klärung. Und als man gar erwähnt, der Arzt habe eben nur eine von zwei nötigen Bandagen vorrätig gehabt, wird sie wirklich böse. Wieso der das denn nicht selbst habe bestellen können, ruft sie laut. Und ob man, der Patient, es nicht doch mit der größeren – vorrätigen – Bandagen-Variante versuchen wolle. „Nein, das ist zu klein, ich kenne mein Knie“, erwidert man schüchtern. „Ach ja, Sie kennen Ihr Knie“, sagt sie. Und schaut einen dabei so mitleidig an. Und einen winzigen Moment lang zweifelt man daran, dass man im bisherigen Gespräch einen hinreichend erwachsenen Eindruck gemacht hat.
Dann aber ist man sich seiner Diagnose doch sicher: Wenn hier jemand intellektuell unpässlich ist, dann bestimmt nicht man selbst. Aber vielleicht muss ja jemand vom Personal mal zum Onkel Doktor? PS