Der letzte Bundesliga-Spieltag: HSV im Torrausch
Bielefeld schafft in letzter Minute den Klassenerhalt. Der Hamburger SV demonstriert gegen Karlsruhe (7:0) seine UEFA-Cup-Tauglichkeit. Auch Hertha darf international mitmischen, dank Fair-Play-Wertung.
HAMBURG/FRANKFURT AM MAIN/BERLIN dpa Am 34. und letzten Spieltag rettete sich Arminia Bielefeld vor dem Abstieg in die 2. Bundesliga durch ein 2:2 beim VfB Stuttgart. Dagegen steht der 1. FC Nürnberg als dritter Absteiger aus der Fußbal-Bundesliga fest. Die Franken verloren am Samstag gegen Schalke 04 mit 0:2. Werder Bremen sicherte sich durch das 1:0 bei Bayer Leverkusen die Vizemeisterschaft und den Platz in der Champions League. Schalke muss als Dritter durch die Qualifikation zur "Königsklasse".
Der Hamburger SV schaffte durch ein 7:0 gegen den Karlsruher SC ebenso den Sprung in den UEFA-Cup wie der VfL Wolfsburg nach dem 4:2 bei Borussia Dortmund. Meister Bayern München verabschiedete vor dem 4:1-Sieg gegen Hertha BSC Trainer Ottmar Hitzfeld und Torwart Oliver Kahn.
Den umjubelten Treffer zum 1:0 der Bremer in Leverkusen erzielte Markus Rosenberg zehn Minuten vor dem Ende. Die Bayer-Mannschaft von Trainer Michael Skibbe, die zwischenzeitlich in der Saison selbst auf einen Champions-League-Platz gehofft hatte, rutschte am Kehraus- Spieltag noch aus den UEFA-Cup-Rängen als Siebter. Der FC Schalke 04 muss trotz des 2:0-Erfolgs über Nürnberg den Umweg in die "Königsklasse" über die Qualifikation gehen. Im easycredit-Stadion erzielte Kapitän Marcelo Bordon beide Treffer der "Königsblauen" (19./61.).
Im Fernduell um den Klassenverbleib reichte Arminia Bielefeld ein 2:2 beim entthronten deutschen Meister in Stuttgart. Robert Tesche (10.) und Christian Eigler (87.) trafen für die Ostwestfalen, Mario Gomez (75./Foulelfmeter) und Manuel Fischer (86.) für Stuttgart. Die Schwaben sicherten sich als Sechster mit dem Remis den Einzug in den UI-Cup.
Souverän sicherte sich das UEFA-Cup-Ticket der Hamburger SV durch das 7:0-Schützenfest über Aufsteiger Karlsruher SC. Rafael van der Vaart (23./Foulelmeter), Paolo Guerrero (34./43./48.), Piotr Trochowski (57.) und Ivica Olic (78./90.) bereiteten dem scheidenden Trainer Huub Stevens einen begeisternden Abschied und den höchsten Sieg unter dessen Führung.
Eine emotionale Abschiedsparty feierte der FC Bayern München beim 4:1-Sieg über Hertha BSC. Torwart Kahn bestritt sein 557. und letztes Bundesligaspiel und ging mit dem Saisonrekord von nur 21 Gegentoren. Trainer Hitzfeld saß letztmals auf der Bayern-Bank. Ehe beide durch die Tore von Luca Toni (3./27./61.) und Franck Ribery (33.) jubeln durften, flossen noch reichlich Tränen. Vor allem Hitzfeld ließ seinen Gefühlen freien Lauf, als er von Bayerns Vorstandsboss Karl- Heinz Rummenigge und Manager Uli Hoeneß einen Strauß Blumen zum Abschied bekam. Um 17.18 Uhr verließ Kahn vorzeitig den Platz, nachdem er zuvor sechs Minuten vor dem Schlusspfiff das einzige Tor der Hertha durch Waleri Domowtschijski kassiert hatte.
Trotz der Niederlage gegen die Bayern nimmt die Saison für Hertha ein unverhofft positives Ende. Die Männer von Trainer Lucien Favre haben nämlich über die Fairplay- Wertung den Sprung in den UEFA-Cup geschafft. Die Berliner liegen in der Rangliste der Bundesliga-Clubs, die auf Basis der erhaltenen Roten, Gelben und Gelb-Roten Karten sowie der Beurteilung durch die DFB-Schiedsrichter-Manager berechnet wird, nach 34 Spieltagen auf Platz 1 und dürfen damit in der ersten Qualifikationsrunde des UEFA- Pokals starten. Dies teilte die Deutsche Fußball Liga (DFL) am Sonntag mit.
Die UEFA hatte der Bundesliga bereits in der vergangenen Woche einen entsprechenden Teilnehmerplatz zugelost. Zuletzt hatte der FSV Mainz 05 im Jahr 2005 auf diese Weise den Weg in den internationalen Wettbewerb geschafft. "Wir gratulieren Hertha BSC ganz herzlich", erklärte DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus.
Hertha-Manager Dieter Hoeneß wurde am Sonntagmorgen gegen 10.00 Uhr vom Anruf des DFL-Geschäftsführers überrascht. "Das war nach dem Spiel am Samstag natürlich eine tolle Nachricht", freute sich Hoeneß. In diese Wertung gingen neben den erhaltenen Karten auch der Respekt vor Gegner und Schiedsrichter sowie das Verhalten des Publikums ein.
Somit können sich die Herthaner trotz des 10. Platzes in dieser Saison unverhofft auf internationale Duelle in der kommenden Spielzeit freuen. "Jetzt, wo wir die Chance bekommen haben, müssen wir etwas daraus machen", forderte Hoeneß. Und auch der Trainer war glücklich darüber, den UEFA-Cup über diesen Umweg erreicht zu haben: "Das ist sehr gut für die Entwicklung der Spieler", sagte der Schweizer nach seiner ersten Saison bei Hertha BSC.
Mit dem 4:2 bei Borussia Dortmund zog der VfL Wolfsburg in den UEFA-Cup ein. Für die Niedersachsen von Trainer Felix Magath trafen Sascha Riether (4.), Marcelinho (6.), Marcel Schäfer (62.) und Grafite (76.). Dortmunds Alexander Frei (25./Foulelfmeter/68.) hatte zwischenzeitlich Hoffnungen bei den Gastgebern von Trainer Thomas Doll geweckt.
In Frankfurt feierte die Eintracht einen gelungen Saisonabschluss mit dem 4:2 über Absteiger MSV Duisburg. Schon nach einer Viertelstunde hatten die Hessen die Weichen auf Sieg gestellt. Zuerst traf Ioannis Amanatidis (13.), zwei Minuten später erhöhte Martin Fenin (15.), dem vor der Pause auch noch das 3:0 gelang. Gegner Duisburg, für den Claudiu Niculescu (59.) und Markus Daun (86.) trafen, stand bereits seit vergangener Woche als Absteiger fest. Der vierte Eintracht-Tor ging auf das Konto von Marcel Heller (78.).
In Hannover bezwangen die 96er Energie Cottbus klar mit 3:0. Eine Woche nachdem die Lausitzer den Ligaverbleib bereits besiegelt hatten, kassierten sie Tore durch Arnold Bruggink (23.), Jiri Stajner (45.), Vinicius (59.) und Hanno Balitsch (89.).
Absteiger Hansa Rostock verabschiedete sich mit einem Sieg aus der ersten Liga: Die Nordlichter gewannen beim VfL Bochum mit 2:1. Mergim Mavraj hatte die Gastgeber in Führung (36.) gebracht, Enrico Kern glich nur vier Minuten später aus. Den Endstand besorgte Fin Bartels (77.).
Die Fußball-Bundesliga steht bei den Fans weiter hoch im Kurs. In der Saison 2007/08 pilgerten nach Angaben der Vereine insgesamt 12.075.653 Besucher zu den Spielen im Oberhaus. Das entspricht einem Durchschnitt von 39.462. Die Marke aus dem Vorjahr, als offiziell 11.518.923 Fans die Stadiontore passierten, wurde damit klar überboten. Allerdings sind die vorliegenden Zahlen inoffiziell, denn sie beruhen auf den Angaben der Clubs bei den Heimspielen. Eine detaillierte Bilanz veröffentlicht die Deutsche Fußball Liga (DFL) erst nach der Saison. Am Gesamtbild wird sich jedoch nichts ändern. "Wir haben weltweit den höchsten Zuschauerschnitt", sagte DFL- Geschäftsführer Christian Seifert.
Mit 1.232.669 Zuschauern ist Borussia Dortmund wie im Vorjahr der Liga-Krösus. Obwohl der BVB sportlich nur Mittelmaß war, unterstützten im Schnitt 72.509 Fans das Team bei den Heimspielen. Die Kalkulation von 75.000 Besuchern pro Spiel wurde jedoch deutlich verfehlt. Hinter dem Pokalfinalisten liegt Double-Gewinner FC Bayern München (1.173.000) in der Zuschauergunst auf Rang zwei. Als dritter Verein knackte der FC Schalke 04 (1.041.664) die 1-Million-Marke.
Der unvermindert große Zulauf ist auch der Tatsache zu verdanken, dass die Bundesliga mit günstigen Preisen lockt. Im Durchschnitt kostet eine Eintrittskarte 18,91 Euro. "Damit haben wir das preisgünstigste Angebot der europäischen Top-Ligen", erklärte Holger Hieronymus, DFL-Geschäftsführer Spielbetrieb.
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