: Der lang erwartete Sieg
Nach 20 Jahren gewinnt Hannover 96 wieder gegen Bayern München. Zu Stande kam der 1 : 0-Sieg mit einem 18-Jährigen und einem müden, frisch gebackenen Vater
VON ROGER REPPLINGER
Steven Cherundolo, rechter Verteidiger von Hannover 96, spritzte alle nass, die im Spielertunnel der AWD-Arena standen. Presseleute, Schiedsrichter und Sponsoren. Im ausverkauften Stadion jubelten derweil von 49.000 Zuschauern diejenigen, die es mit den Niedersachsen hielten. Denn 96 hat zum ersten Mal seit 20 Jahren gegen Bayern München gewonnen: Mit 1 : 0 (1 : 0) nach einem Freistoßtor von Szablocs Huszti (23.). Beide, Bayern und Hannover, stehen nun im sicheren Mittelfeld der Tabelle.
Das Ergebnis kommt überraschend, da Hannover die Grippe hatte und das Verletzungspech. Folge: 96-Trainer Dieter Hecking brachte Konstantin Rausch, 18, Stütze der zweiten Mannschaft, als linken Verteidiger. Der in Kozhevnikovo in Russland geborene Rausch macht gerade eine kaufmännische Ausbildung in der Geschäftsstelle von 96. Er verkauft Fanartikel im Fanshop. Hier hat der Kunde die seltene Gelegenheit, sich ein Trikot mit dem Namen des Mannes beflocken zu lassen, der es ihm verkauft. In der ersten Halbzeit wackelte Rausch, aber da die Bayern ihn in Ruhe ließen, wurde er in der zweiten sicherer.
Hecking wollte auch auf Frank Fahrenhorst, seinen Innenverteidiger, nicht verzichten. Der war in der Nacht auf Samstag, morgens gegen 5 Uhr, Vater eines Sohnes geworden. Er war bei seiner Frau in der Klinik, hatte kaum geschlafen. „Ich war vorgewarnt“, sagte er, „der Trainer hat gesagt, dass ich wohl spielen werde und als das Kind da war, war das ja auch kein Problem.“ Er und Kollege Vinicius Bergantin hatten die Bayern-Stürmer Luca Toni und Miroslav Klose meistens gut im Griff. „Ich bin aber auch froh, wenn ich heute Abend gegen zehn ins Bett komme“, sagte Fahrenhorst. Seine Augen waren ganz klein und hatten die Farbe seines Trikots: rot.
“Uns ist es gelungen, die Bayern in ein Kampfspiel zu verwickeln“, sagte Hecking, der seine Mannschaft in der Halbzeit daran erinnerte, „dass man ja nicht oft die Chance hat, die Bayern zu schlagen. Heute war so eine Chance“. Seine Spieler legten dann noch ein paar Prozent drauf, um gegen schwache Bayern zu gewinnen.
Vor allem Hanno Balitsch und Christian Schulz im defensiven Mittelfeld kämpften aufopferungsvoll. „Wir haben das gebracht, was man erwarten kann: Zweikampfstärke und Leidenschaft“, so Hecking. Das Spielerische müsse „besser werden“. Hannover hatte mehr Torchancen: Stürmer Mikael Forsell hätte in der 30. und 34. Minute auf 2 : 0 erhöhen können. In der 75. ein schöner Doppelpass von Forsell und dem Ex-Bayern Schlaudraff, Bayern-Keeper Michael Rensing hob die Kugel auf die Latte. Dann kamen, als die Bayern aufmachten, Konterchancen. „Da haben wir zu wenig draus gemacht“, sagte Hecking.
Schlaudraff erklärte nach dem Spiel, „dass auch Siege gegen die Bayern nur drei Punkte bringen und drei Punkte sind drei Punkte“. Aber er gab zu, dass der Sieg „für uns wichtig war“. Wie wichtig, das zeigte Cherundolo, der alle nass spritzte, nur die Bayern nicht. Die waren es schon.
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