standbild: Der kleine Pilot
Themenabend „Antoine de Saint-Exupéry“ (So., 20.40 Uhr, arte)
100 Jahre ist jetzt her, dass Antoine de Saint-Exupéry in Lyon das Licht der Welt erblickte.
Arte schien es wohl deshalb nur recht und billig, dem Autor des „Kleinen Prinzen“ endlich einmal einen Themenabend zu widmen: Um so vor allem dem deutschen Publikum einen Schriftsteller zu präsentieren, dessen Leben (und Sterben) durchaus schillernder war, als man das vom vermeintlichen Kinderbuch-Autor so denken mag: Am 31. Juli 1944 stürzte de Saint-Exupéry bei einem Aufklärungsflug über dem von den Nationalsozialisten besetzten Frankreich ab, die Leiche wurde nie gefunden. Hatte der für seine extravagante Art zu Fliegen bekannte Pilot einen Schwächeanfall erlitten? Wurde er von den Nazis abgeschossen? Oder beging Saint-Ex, wie ihn Freunde und später die ganze Nation nannte, Selbstmord?
Egal. Vor zwei Jahren wurde seine Armbanduhr gefunden; vor kurzem angeblich Wrackteile seiner Maschine vor Marseille entdeckt. Die Spekulationen bekamen neuen Nahrung.
Mit zwei Spielfilmen und einer Dokumentation versuchte arte dem Mysterium zu Leibe zu rücken. Ein De-Saint-Exupéry-Darsteller hat da anscheinend nicht ausgereicht: In „Der letzte Auftrag“ verkörperte Bernard Giraudeaud den tollkühnen Flieger, Bruno Ganz hingegen war in „Saint-Ex“ ganz der melancholische, nicht nur in Liebesdingen zerrissene Schriftsteller. So wurde, vielleicht eher unfreiwillig, die Ambivalenz des Autors deutlich. Denn einerseits war de Saint-Exupéry ein Kind seiner Zeit: begeistert von Technik, Schnelligkeit und Fortschritt.
Gleichzeitig war ihm aber all das auch nicht geheuer: „Obwohl das Menschenleben unbezahlbar ist, handeln wir immer so, als ob es etwas gäbe, das das Menschenleben an Wert übertrifft“, schrieb er einmal.
Diese höchst komplexe, widersprüchliche Persönlichkeit mochte sich jedoch auch am Ende des Themenabends nicht so recht erschließen.
THORSTEN PILZ
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