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Der Zusammenbruch blieb aus

■ Weiterbildung: Trotz der Mittelkürzungen aus Nürnberg ist der Rückgang bei Fortbildungsmaßnahmen gering / Neue Messe im April Von Kaija Kutter

Für den 23. bis 25. April ist auf dem Messegelände die „4. Info-Börse für Aus- und Weiterbildung“ geplant, organisiert vom Amt für Weiterbildung. Die vorige Messe im Frühjahr 1993 war von Protesten überschattet. Schuld war die Ankündigung der Bundesanstalt für Arbeit, ihre Ausgaben für Fortbildung und Umschulung (FuU) um 90 Prozent zu kürzen. Ein Arbeitskreis von 20 Betriebsräten der Weiterbildungsträger fürchtete damals die Vernichtung von 700 Arbeitsplätzen für Ausbilder und Lehrer. In einem Sarg trugen sie bei der Eröffnung symbolisch „FuU“ zu Grabe.

„Den großen Zusammenbruch der Träger hat es nicht gegeben“, bilanziert heute Siegfried Hahn, der seit dem Weggang von Christoph Ehmann kommissarisch die Leitung vom Amt für Weiterbildung übernommen hat. In Zahlen liest sich das so: gab es 1993 8944 Neueintritte bei Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen, so waren es 1994 nur knapp 5 Prozent weniger. Allerdings, so Siegfried Hahn, sei der Anteil der Arbeitslosen unter den Teilnehmern stark gestiegen. Berufsbegleitende Fortbildung wurde vom Arbeitsamt kaum noch finanziert.

Eigentlicher Hebel, über den die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit Kürzungen durchsetzte, war die Streichung des Paragraphen 42 im Arbeitsförderungsgesetz (AfG), der sogenannte „Förderketten“ für Benachteiligte und Langzeitarbeitslose zuließ. Nach der 10. Novellierung des AfG ist vorgeschrieben, daß zwischen zwei Maßnahmen mindestens ein Jahr Pause liegt. Folge: die seit einigen Jahren bewährten „Orientierungskurse“, von denen die stadteigene „Stiftung berufliche Bildung“ (SBB) 1400 Plätze anbot, wurden sinnlos. Hahn: „Das hat uns in diesem Bereich alles kaputt gemacht“. Hatte doch die mehrmonatige Vorbereitungsphase die Erfolgsquote bei anschließenden Umschulungen erheblich nach oben gedrückt.

Um einen Ausgleich zu schaffen, wurde in Zusammenarbeit mit Arbeitsamtsleiter Olaf Koglin das „Koglin-Modell“ entwickelt, das die vorgeschriebene Pause durch eine einjährige AB-Maßnahme überbrückt. Zur Zeit nehmen 140 Menschen an einem entsprechenden Pilotprojekt teil.

In Folge der AfG-Novelle mußten bei der SBB 50 von rund 300 Ausbilderstellen abgebaut werden. Da es sich überwiegend um Lehrer handelte, konnten sie in den Schuldienst übernommen werden. Auch die Groneschule muß laut Betriebsrat ein Drittel der Stellen streichen. Insgesamt rechnet Siegfried Hahn mit einem Rückgang von 10 Prozent der Beschäftigten in der beruflichen Weiterbildung, deren Zahl auf 5000 bis 6000 geschätzt wird.

Ein gutes Dutzend kleinerer Träger sei eingegangen, berichtet Hahn. „Das hat aber nicht dazu geführt, daß wir das Taschentuch zücken“. Denn mit rund 200 Trägern gebe es in Hamburg eine „Vielzahl, die kein Merkmal für Qualität sein muß“. Ein paar Anbieter seien in dieser Zeit auch von der Arbeitsverwaltung geschlossen worden, weil das Angebot zu schlecht war.

Für 1995 rechnet das Amt mit Nürnberger Zuschüssen in Vorjahreshöhe: rund 100 Millionen Mark. Doch berufliche Bildung insgesamt macht nur einen winzigen Teil der Weiterbildung aus, die sich HamburgerInnen zu Gemüte führen. Hahn hat beeindruckende Zahlen: Die Volkshochschule eingerechnet haben sich von September 1992 bis September 1993 370.000 Stadteinwohner über 18 Jahre in unterschiedlichsten Formen an Weiterbildung beteiligt. Die neue Messe soll ein gutes Weiterbildungsklima schaffen, und die „Lust am Lernen“ weiter verstärken.

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