■ Der VW-Konzern verabschiedet neue Altersteilzeit: Wolfsburger Modelle für alle
So könnte es gehen. Aber nur in großen Betrieben mit ausgemacht guter Geschäftslage. Die neue Vereinbarung zur Altersteilzeit beim VW-Konzern ist mal wieder eine sozialpartnerschaftliche Lösung aus Wolfsburg, auf die krisengeschüttelte Betriebe nur mit Neid blicken können.
VW hat als erstes Unternehmen einen Kompromiß gefunden für das personalpolitische Problem der Zukunft: Wie werde ich die Alten los und halte die Jungen in der Firma? Der Ausweg, die Älteren auf Arbeitsamtskosten in die Frühverrentung zu schicken, wurde mit den neuen Blümschen Gesetzen erschwert. Bleibt die Frage: Wer zahlt jetzt für den Generationenaustausch? Bei VW sind es beide Tarifparteien. Wer wieviel genau zahlt, das ist allerdings – typisch VW – äußerst geschickt in das neue Haustarifwerk eingeflochten. So daß der Verhandlungsführer der VW AG, Jochen Schumm, am Ende doch behaupten kann, die Altersteilzeit koste die Firma nicht mehr als früher. Und so, daß die IG Metall sich ihrerseits über ein „sehr, sehr akzeptables Ergebnis“ freut.
Die Älteren werden mit 57,5 Jahren in den Vorruhestand gehen und fünf Jahre lang nur noch 85 Prozent ihres Nettogehalts bekommen. Sie werden auf neun Prozent ihrer Rente verzichten müssen. Das ist weniger luxuriös als der „goldene Handschlag“ der Vorjahre, wo sich Ingenieure und Monteure schon mit 55 auf Arbeitsamtskosten verabschiedeten. Aber es ist immer noch komfortabler, als nur 70 Prozent vom Netto zu bekommen und 18 Prozent weniger Rente, wie es das Gesetz vorsieht.
VW sicherte sich im Gegenzug den „Einstieg in neue personalpolitische Felder“ (Schumm). Die Samstagsarbeit kann weiter ausgeweitet werden, ein Teil der Überstundenzuschläge wird dabei in einen weniger lukrativen „Bonus“ verwandelt. Die Entgelttabelle für Beschäftigte in den Kantinen, im Fuhrpark und in den Wachdiensten wird um zwei Stufen nach unten erweitert. Im Klartext: Für hier neu eingestelltes Personal sind niedrigere Gehälter erlaubt. Das ist geschickte Unternehmenspolitik für die Zukunft.
Gegenwärtig jedoch ist die Geschäftslage glänzend, was die Unternehmensleitung gnädig stimmte, so räumt Schumm ein. Die Nachfrage besonders nach dem neuen VW Passat, aber auch nach Polo und Golf brummt. Für jedes neue VW-Modell (Automobil) ein VW-Modell (sozial): Das wär doch was. Der Rest der Metallbranche dagegen ringt weiter um einen Flächentarifvertrag zur Altersteilzeit. Barbara Dribbusch
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