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Der V-Mann und der NSU„Primus“ überfällt Kneipe

Der Ex-Spitzel Ralf Marschner überfiel mit einer Freundin Zschäpes eine Kneipe. Der NSU-Ausschuss knöpft sich den V-Mann nun vor.

Ab Juni ist der ehemalige V-Mann „Primus“ im Fokus des NSU-Prozesses Foto: imago/Sebastian Widmann

BERLIN taz | Jetzt will sich der NSU-Untersuchungsausschuss im Bundestag den früheren V-Mann Ralf „Primus“ Marschner vorknüpfen. Ab der nächsten Sitzung, Anfang Juni, wollen die Abgeordneten dessen Rolle im NSU-Komplex aufklären. „Die zentrale Frage ist: Hat Marschner das Trio unterstützt? Womöglich gar mit Wissen des Verfassungsschutzes?“, sagte Linken-Obfrau Petra Pau.

Denn offenbar war Marschner näher am NSU-Trio dran, als bisher bekannt. Nun wurde bekannt, dass er 2001 zusammen mit der späteren engen Freundin von Beate Zschäpe, Susann Eminger, eine Zwickauer Kneipe überfallen hat. Laut einer Ermittlungsakte, die der taz vorliegt, zettelten beide mit anderen „Glatzen“ in dem Laden eine Schlägerei an. Eminger musste dafür später 20 Sozialstunden ableisten, Marschners Verfahren wurde wegen einer anderen Verurteilung eingestellt.

In Vernehmungen zu den NSU-Verbrechen hatte Marschner dagegen behauptet, Susann Eminger nur flüchtig zu kennen. Ob diese gewaltbereit sei, verneinte er. Und das NSU-Trio, das jahrelang in Zwickau lebte, sei ihm nur durch Medienberichte bekannt.

Dabei gibt es Zeugen, die behaupten, dass NSU-Mitglied Uwe Mundlos in einer Baufirma von Marschner gearbeitet habe. Ebenso Beate Zschäpe später in dessen Modeladen – während der Untergrundzeit. Susann Eminger wiederum hielt mit dem Trio bis zu deren Auffliegen 2011 Kontakt. Ihr Mann ist heute Mitangeklagter im NSU-Prozess in München.

Wusste Marschner also wirklich nichts von den dreien? Die Sache ist pikant, weil der frühere Neonazi von 1992 bis 2002 Topspitzel des Verfassungsschutzes war. Wusste das Amt von dessen Kontakten? Für die Grünen-Obfrau Irene Mihalic wird immer deutlicher, dass Marschner „mit dem allerengsten Umfeld des Trios vernetzt war“. Ganze vier Sitzungstage hat der NSU-Ausschuss für den ehemaligen Spitzel eingeplant.

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1 Kommentar

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  • Zur Ergänzung empfehle ich unbedingt René Heiligs Artikel im ND: http://www.neues-deutschland.de/artikel/1012258.oberflaechenermittlungen.html - demnach verstärken sich die Indizien, daß Marschners "Baufirma", in der ca. 25 Neonazis arbeiteten, ein "Honigtopf" des Bundesamtes für Verfassungsschutz war (mit Deckung des BKA, wie dessen lustlose Ermittlungen hinsichtlich der Firma zeigen), in dem man die lokale rechte Szene unter Kontrolle hielt, ausforschte, möglicherweise auch lenkte. Dies in der übersichtlichen Stadt Zwickau, wo sich die Szene untereinander bestens kannte, aber auch außerhalb gut bekannt war. Und in diesem "Aquarium der Dienste" (frei nach W. Wetzel) waren dann Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe jahrelang "untergetaucht". Wer weiterhin die These vertritt, die drei hätten nicht unter staatlichem Schutz gestanden, macht sich mittlerweile nur noch lächerlich - meine ich jedenfalls. Die Vermutung, daß sie selbst von den angeblichen "Sicherheitsbehörden" geführt wurden, erhält seit 2011 immer wieder neue Nahrung. Ich halte sie für sehr wahrscheinlich. Ebenso, wie die Annahme wahrscheinlich ist, daß am 4.11.2011 in Eisenach-Stregda zwei Hauptzeugen ermordet wurden - und keineswegs sich zwei plötzlich resignierende Bankräuber umbrachten.