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Der US-Präsident in IndienTrump goes Bollywood

Sven Hansen
Kommentar von Sven Hansen

Trumps Auftritt in Indien ist geradezu bollywoodreif. Als Egomane der Superlative bekommt er einen Empfang, der ihm so bisher nicht vergönnt war.

Familie Trump mit Modi im weltgrößten Cricketstadion während die Nationalhymne der USA Foto: Alex Brandon/dpa

E rinnert sich noch jemand an den 19. Juni 2013? Damals trat ein wahlkämpfender Barack Obama vor der Berliner Siegessäule auf. Tausende Berliner jubelten dem Amerikaner zu, der in Berlin ein Heimspiel zu haben schien. In der Tat wissen US-Politiker aller Couleur öffentliche Auftritte im Ausland für sich politisch zu nutzen.

Doch was Indiens Premier Narendra Modi jetzt in seiner Heimatstadt Ahmedabad für US-Präsident Donald Trump inszenierte, lässt Obamas Berlin-Show preußisch-nüchtern erscheinen, während Trumps Auftritt in Indien geradezu bollywoodreif war. Als Egomane der Superlative bekam Trump einen Empfang, der ihm so in den USA noch nicht vergönnt war und mit dem sich Modi zugleich für eine ähnliche Inszenierung bei einem Besuch in Texas im Herbst bedankte.

Modi und Trump verwandelten das traditionell nüchterne Setting eines Staatsbesuchs im vollen weltgrößten Cricket-Stadion in ein Riesenspektakel. Sie lobten immer wieder einander wie auch das Verhältnis ihrer Länder über den grünen Klee. Starke Sprüche und symbolhafte Bilder, die beide Politiker offenbar so dringend brauchen, produzierten sie am laufenden Band: Trump für seine Wiederwahl, Modi zur Reparatur seines innenpolitisch angeschlagenen Images. Für Trump zählt allein die hohe Zahl der Jubel-Inder, für Modi das Lob des angeblich mächtigsten Mannes der Welt.

Ein Beobachter verglich den Auftritt im Stadion zu Recht mit einem Bollywooldfilm: „Inhalt für höchstens 30 Minuten, dafür zwei Stunden Gesang und Tanz.“ Die geringe Substanz des Treffens dürfte nach Ansicht von Beobachtern auch bei Trumps Besuch in der indischen Hauptstadt am Dienstag kaum größer werden.

Die Handelsgespräche zwischen den beiden Seiten stocken, allenfalls bei Waffenlieferungen stehen Deals an. Bei Streitthemen wie Kaschmir, Menschenrechte, Migration und Minderheitenschutz dürften die Differenzen bleiben, falls die Themen überhaupt angesprochen werden. Denn es scheint beiden Politikern weniger um politische Lösungen zu gehen als vielmehr um die Inszenierung ihres eigenen Egos.

In einer früheren Version des Textes stand, dass Obama vor dem Brandenburger Tor gesprochen hat. Das war auch so geplant gewesen, doch wurde die Veranstaltung noch kurzfristig vor die Siegessäule verlegt. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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Sven Hansen
Auslandsredakteur (Asien)
Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin
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1 Kommentar

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  • Unter Barak Obama hatte Indiens Premier Narendra Modi wegen der systematischen Verletzung der Menschenrechte in Indien Einreiseverbot. Trump hat das alles aufgehoben. Ich habe einen Teil der Rede von Modi in dessen Facebook verfolgt: Hier eine Zitat daraus:



    „ Meine (Modi) Beziehung zum Präsidenten Donald Trump ist die wichtigste Beziehung auf der Welt wenn es um die Verteidigung der Freiheit und Menschenrechte geht“

    Schon erstaunlich, für wie blöd solche wie Modi und Trump die Weltöffentlichkeit halten.