■ Kommentar: Der Speckgürtel
Wenn drei sich streiten, müssen andere die Zeche zahlen. In diesem Fall sind UmlandschülerInnen Opfer des finanzpolitischen Gezerres zwischen den Ländern Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Denn: Wenn's ums Geld geht, hört sozialdemokratische Freundschaft auf. Und weil in fiskalen Dürrejahren jeder seine paar Kröten mit Zähnen und Klauen verteidigt, will man sparen, wo es scheinbar am einfachsten ist; die Blagen sollen gefälligst dort die Schulbank drücken, wo die Eltern ihre Steuern hintragen.
Dabei haben sich die drei Länder-Streithähne nur an einer kleinen Ecke eines großen Problems festgebissen: dem Speckgürtel. Fast alle Großstädte plagen sich damit herum. Während die urbanen Zentren finanziell ausbluten, schwellen viele Stadtsäckel der Vorstädte und stadtnahen Gemeinden oft in geradezu unanständiger Weise an. Bei Hamburg kommt noch hinzu, daß das Umland zu anderen Bundesländern gehört.
Zu fassen kriegt der Senat nur das, was meßbar ist und sich relativ leicht bekämpfen läßt: SchülerInnen aus den benachbarten Bundesländern.
All die UmländlerInnen, die Hamburgs Infrastruktur nutzen, städtisch geförderte Kulturangebote, Freibäder, Nahverkehr und so weiter, sind nicht so hübsch greifbar. Auch die vierte Elbtunnelröhre wird Millionen kosten und vor allem von AutopendlerInnen aus dem Umland genutzt werden.
Aber für all das kann Hamburg von seinen Nachbarländern kein Geld erpressen. Außer man würde wieder Stadttore und Eintritt verlangen. Für letztere gäb's dann Quittungen – für Quiddjes nämlich. Silke Mertins
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