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Der Sieg wird dauern

Die USA und Großbritannien gehen von wochenlangen Einsätzen in Afghanistan aus. Nächste Angriffswelle beginnt. Aktionen gegen andere Staaten nicht ausgeschlossen. Taliban entscheiden sich für Widerstand. Massenflucht aus Kabul

BERLIN dpa/afp/rtr/taz ■ Die Luftangriffe gegen das Taliban-Regime in Afghanistan sind erst der Anfang eines langen Kriegs: Die Militäraktion der USA und Großbritanniens werde „eher Wochen als Tage“ dauern, sagte gestern der britische Außenminister Jack Straw. „Der Sieg wird dauern“, so auch US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Auch der Einsatz von Bodentruppen sei eine „Option“, so der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon. Es sei aber noch zu früh, um eine Entscheidung zu treffen. Gestern abend begann eine neue Welle von Luftangriffen mit dem Ziel Südafghanistan.

Denkbar scheint eine Ausweitung des Kriegs über Afghanistan hinaus. Die USA informierten den UN-Sicherheitsrat, dass sie möglicherweise Aktionen gegen andere Länder planen. In einem Brief hieß es, die USA könnten zu dem Schluss kommen, „dass unsere Selbstverteidigung weitere Aktionen gegen andere Organisationen und Staaten erfordert“.

Bei den Angriffen in der Nacht zum Montag sind nach Angaben der Taliban 25 Menschen ums Leben gekommen, 20 davon Zivilisten. Rumsfeld bestritt diese Zahl, da die „sehr erfolgreichen“ Aktionen auf Militärbasen beschränkt seien. Bei den Angriffen wurden 40 Flugzeuge und 50 Tomahawk-Marschflugkörper eingesetzt. Insgesamt sollen 30 Ziele angegriffen worden sein. Erstes Ziel der USA ist die Sicherung der Lufthoheit über Afghanistan.

Die Taliban entschieden, ihren Widerstand fortzusetzen. Man werde die USA ebenso wie früher die russischen Invasoren bekämpfen. Der Militäreinsatz sei ein „Angriff auf die muslimische Welt“, sagte der Taliban-Botschafter in Pakistan.

Die Angriffe haben in den Städten eine Massenflucht der Bevölkerung ausgelöst. Gestern verließen Tausende die Hauptstadt Kabul, während in den Moscheen zum heiligen Krieg aufgerufen wurde. KLH

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