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Archiv-Artikel

immer wieder Kusch Der Scharfrichter

Das Vorgehen ist ohne Beispiel. Und deshalb ein Indiz dafür, wie groß die Verärgerung in Hamburgs Justizkreisen über ihren Senator Roger Kusch sein muss. Ohne Not wagt sich niemand so weit aus der Deckung.

Kommentarvon sven-michael veit

In der Tat ähnelt das, was der Senator unter Personalführung versteht, fatal der Selbstherrlichkeit, die Kleindespoten längst vergangener Jahrhunderte zu Eigen gewesen sein mag. Ausgeprägtes Interesse an Mitarbeiter-Motivation, den Willen, seiner Fürsorgepflicht nachzukommen sowie die Fähigkeit zur Selbstkritik haben selbst ihm Wohlgesonnene ihm noch nie nachgesagt.

Nicht zufällig musste Kusch ein ganzes Jahr lang sich einem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss stellen, der die Transparenz und fachliche Korrektheit etlicher seiner Personalentscheidungen untersuchte. Nicht zufällig stand – und steht erneut – der Justizsenator in dem Verdacht, nach Gutdünken zu herrschen, nicht zufällig hat er sich den Beinamen „lächelnde Guillotine“ erworben. Dem hat Scharfrichter Kusch mit seinem Putsch von oben in der Staatsanwaltschaft wieder mal alle zweifelhafte Ehre erwiesen.

Es ist nicht einfach nur schlechter Stil, es ist das Teilen der Welt in Gut und Böse, in Freund und Feind, das Kusch pflegt wie außer ihm nur sein seelenverwandter Ex-Kollege Schill. Ein so einfaches Bild von der Realität aber führt notgedrungen zu einfachen Antworten auf komplizierte Fragen.

Lösungen jedoch sehen anders aus. Mit Fug, und mit Recht.